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Rätselhaftes Erröten

Invasive Pflanze färbt Goldspecht-Federn rot

Rätselhaftes Erröten
Goldspecht
Die normalerweise gelben Flügelschäfte sind beim östlichen Goldspecht immer häufiger rötlich verfärbt (Foto: C. Hansen)
Normalerweise sind die Flügelunterseiten des an der US-Ostküste lebenden Goldspechts goldgelb gefärbt – daher auch sein Name. Doch in den letzten Jahren kommen immer häufiger Spechte mit roten Flügeln vor. Warum, haben Forscher nun herausgefunden: Eine invasive Pflanze ist schuld.

Eigentlich ist die Verbreitung der Goldspechte in Nordamerika klar aufgeteilt: Im Osten und in der Mitte dominiert eine Unterart mit goldgelben Flügeln (Colaptes auratus auratus), westlich der Rocky Mountains lebt eine Unterart mit rötlichen Flügelfedern. Diese Unterschiede sind genetisch bedingt und nur in der schmalen Mischungszone beider Unterarten kommen Goldspechte mit gemischtfarbigen oder orangenen Flügeln vor.

Errötende Flügelfedern

Doch seit einigen Jahren passiert im Nordosten der USA etwas Rätselhaftes: Immer häufiger werden auch dort Goldspechte mit roten Flügeln gesichtet – fernab der westlichen Unterart oder der Mischungszone. Inzwischen machen die roten Goldspechte stellenweise schon ein Drittel der Population aus. Zunächst nahmen Biologen an, dass es sich um Hybride oder versprengte westliche Exemplare handelt.

Aber wie Jocelyn Hudon vom Royal Alberta Museum und ihre Kollegen nun herausgefunden haben, ist das nicht der Fall – die Gene sind unschuldig. Denn wie die Biologen feststellten, geht das seltsame Erröten der östlichen Goldspechte auf das Pigment Rhodoxanthin zurück – und damit auf einen ganz anderen Farbstoff als bei ihren schon immer roten Artgenossen im Westen.

Das Geheimnis der Beeren

Aber woher bekommen die Goldspechte diesen roten Farbstoff? Um das herauszufinden, legten sich die Biologen auf die Lauer und beobachteten mehrere Monate lang, was die Vögel fraßen. Im Spätsommer dann wurden sie fündig: Anfang August durchleben die Goldspechte ihre alljährliche Mauser. Sie verlieren ihre Federn und bekommen neue. Während dieser Zeit, so beobachteten die Forscher, fraßen die Goldspechte jede Menge rötliche Beeren von zwei aus Asien nach Nordamerika eingeschleppten Heckenkirschen-Arten.

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Diese beiden invasiven Arten, Lonicera morrowii und Lonicera tatarica, haben sich in den letzten Jahren explosionsartig im Nordosten der USA ausgebreitet. Vor allem an Wegrändern, in Wäldern und auf Brachflächen haben diese Sträucher inzwischen viele heimische Pflanzen überwuchert und verdrängt. Für die heimische Vogelwelt jedoch bieten die Heckenkirschen ein besonderes Leckerli: ihre roten Beeren, die im Spätsommer in Massen reif werden.

Schummeln bei der Partnerwahl

Und genau hier liegt der Grund für die plötzliche Errötung so vieler Goldspechte: Der rote Farbstoff dieser Beeren ist Rhodoxanthin. Nehmen die Vögel es über ihre Nahrung auf, wird es bei der Neubildung der Federn in der Mauser in den Geweben eingelagert – und als Folge färben sich die normalerweise gelben Federteile rot. Ornithologisches Rätsel gelöst!

Für die Spechte allerdings könnte dieses Erröten noch ein ungutes Nachspiel haben: „Die Veränderung der Flügelfarben könnte sich auf die Partnerwahl der Goldspechte auswirken“, warnt Hudon. Denn die Farbintensität signalisiert normalerweise die Fitness der Spechte: Je intensiver, desto fitter der Vogel. Durch die Beeren-Pigmente erschummeln sich nun jedoch auch die Goldspechte eine Partnerin, die eigentlich eher unfit sind. Auf Dauer könnte das die Überlebensfähigkeit der Art gefährden.

Quelle: Central Ornithology Publication Office

© natur.de – Nadja Podbregar
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