Ein Netzwerk flatternder Ultraschall-Sensoren
Sie haben dieses Verhalten bei Untersuchungen von Mausschwanzfledermäusen der Art Rhinopoma microphyllum entdeckt. Die Tiere flattern in Teilen Afrikas, des Nahen Ostens und Asiens durch die Nacht. Der „Chipstüten-Effekt“ erweitert den Forschern zufolge den Scan-Radius dieser Fledermäuse enorm: Eine einzelne kann mit ihrer Ultraschall-Ortung nämlich ein Insekt nur in einem Umfeld von zehn Metern Abstand detektieren. Die Jagdrufe von Artgenossen hören sie hingegen über weite Strecken hinweg. Dabei handelt es sich um spezielle Schreie, die sich von denen bei der Orientierung im Raum unterscheiden: Beim gezielten Jagdanflug auf ein Insekt stoßen Fledermäuse zur höheren Auflösung dichte Impulsfolgen aus – den sogenannten „feeding buzz“.
Die Mausschwanzfledermäuse haben es bei ihren Jagdzügen besonders auf geflügelte Ameisenkönigen abgesehen, berichten die Forscher. Diese Beutetiere gibt es zwar in enormen Mengen – allerdings konzentriert auf lokale Schwärme. Aus diesem Grund ist der „Chipstüten-Effekt“ für diese sozial lebenden Flattertierchen besonders hilfreich. Die Gemeinschaft fungiert dadurch wie eine Art Netzwerk aus einzelnen Sensoren. Auf die anderen zu hören, erhöht dabei für jedes einzelne Tier die Chance auf einen vollen Magen.
Fledermäuse mit Forschungs-Rucksäcken
Die Forscher sind diesem Verhalten durch clevere Technik auf die Spur gekommen: Sie haben für ihre Studie einen Mini-GPS-Rucksack für Fledermäuse entwickelt, der neben Ortsinformationen auch die Ultraschalllaute der Tiere aufnehmen kann. Nach etwa einer Woche Tragzeit fallen die Geräte von selbst wieder von den Tieren ab und können von den Forschern eingesammelt werden. Auf diese Weise erfassten Yovel und seine Kollegen also sowohl die Lautäußerungen der kleinen Flattertiere als auch ihre Bewegungen. So wurde bei den Auswertungen das charakteristische Muster in ihrem Verhalten deutlich. Im Sprachgebrauch der Forscher machte sich dann der humorvolle Name für das zugrunde liegende Prinzip breit: „Chipstüten-Effekt“.
© Martin Vieweg
Quelle: Current Biology (2015),doi:10.1016/j.cub.2014.11.016
Bild: Jens Rydell