Der Rohstoffbedarf der Menschheit wächst: Für Stromleitungen, Windkraftanlagen, Autos, Computer oder Mobiltelefone werden viele seltene Metalle benötigt, deren Vorräte an Land knapp werden könnten. Deshalb wecken die metallhaltigen Ablagerungen der Tiefsee Begehrlichkeiten. Erste Studien und Pilotversuche zum Tiefseebergbau laufen bereits und die Meeresbodenbehörde ISA hat im zentralen Pazifik erste Lizenzgebiete vergeben – unter anderem auch an Deutschland.
Beratung über künftigen „Mining Code“
Bevor allerdings die kommerzielle Ausbeutung der Tiefsee-Ressourcen beginnt, müssen die möglichen ökologischen Folgen geklärt und Regeln geschaffen werden. Über diese diskutierten die Vertragspartner der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) auf ihrer Konferenz in den letzten zwei Wochen. Mit dabei waren auch Meeresforscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel, die im Rahmen des Projekts JPIO MiningImpact mehrere Expeditionen zu den Manganknollenfeldern im Pazifik durchgeführt haben.
„Bei der aktuellen ISA-Versammlung ging es auch um zukünftige Regeln für Tiefseebergbau, den sogenannten Mining Code“, erklärt Matthias Haeckel vom GEOMAR. „Deshalb waren wir froh, unsere Ergebnisse dort vorstellen zu können. Je eher wissenschaftliche Erkenntnisse in die Diskussion einfließen, desto besser.“ Basierend auf ihren Erkenntnissen empfehlen Haeckel und seine Kollegen mehr Schutzgebiete und eine strenge Überwachung möglicher industrieller Aktivitäten am Meeresboden.
Langfristige Folgen
Wie die Forscher erklären, bestehen die Ökosysteme rund um die Manganknollen im Pazifik aus sehr unterschiedlichen festsitzenden und mobilen Organismen. Mit der Manganknollendichte ändert sich die Artenvielfalt erheblich – entnimmt man zu viele, leidet daher das Ökosystem. „Die Manganknollen sind demnach essentiell, um die Biodiversität in der Tiefsee zu erhalten“, betont Haeckel.
Bei den Versuchen und Erkundungen zeigte sich zudem, dass Störungen der Manganknollen-Ökosysteme durch den Tiefseebergbau über viele Jahrzehnte nachwirken würden. Werden diese Habitate großflächig zerstört, bedeutet dies daher einen erheblichen Eingriff in die Lebenswelt der Tiefsee. Deshalb empfehlen die Wissenschaftler, im Abbaugebiet möglichst viele Schutzzonen einzurichten, von denen aus hinterher eine Wiederbesiedlung der ausgebeuteten Gebiete erfolgen kann. „Die bisher in der CCZ eingerichteten Schutzzonen, die sogenannten Areas of Particular Environmental Interest, sind sehr nützlich, können diese Schutzaufgabe aber vermutlich alleine nicht leisten“, sagt Haeckel.
„Die Nutzung des Ozeans wird in der Zukunft zunehmen. Für eine umweltverträgliche Ressourcengewinnung aus dem Meer und aus dem Küstenraum gilt es, dass alle Akteure gemeinsam an möglichst nachhaltigen Lösungswegen arbeiten“, betonte bereits 2014 Martin Visbeck vom GEOMAR.
Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel