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Regional essen: funktioniert das?

Großstädte können sich aus dem Umland selbst versorgen - jedenfalls größtenteils

Regional essen: funktioniert das?
Regionales Gemüse
Regionale Lebensmittel sind im Trend (Foto: M.Dörr & M.Frommherz/ Fotolia)
Regionale Lebensmittel liegen im Trend. Doch gerade für Großstädter stellt sich die Frage, wie machbar eine Selbstversorgung aus dem Umland wirklich ist. Genau dies haben Forscher am Beispiel Berlins nun untersucht. Ihr Fazit: Es geht, wenn sich die Landwirtschaft entsprechend anpasst.

Regional erzeugte Produkte stärken nicht nur die Bauern in der Umgebung, meistens ist auch ihre Ökobilanz deutlich besser. Denn statt per Schiff, Zug oder LKW durch die halbe Welt transportiert zu werden und dabei Treibhausgase zu erzeugen, sind die Wege zum regionalen Erzeuger kurz. Allerdings: Gerade bei Ballungsräumen müssten enorme viele Menschen durch das Umland ernährt werden. Es stellt sich daher die Frage, ob dies rein flächenmäßig überhaupt machbar wäre.

Knapp 2.400 Quadratmeter pro Kopf

Am Beispiel Berlins haben dies nun Susanna Hönle und ihre Kollegen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg näher untersucht. Für ihre Studie ermittelten sie zunächst, woher die momentan von den Berlinern verzehrten Lebensmittel kommen und welcher Flächenbedarf für die Produktion dieser Erzeugnisse nötig ist. Dafür nutzten sie Daten aus der letzten Nationalen Verzehrstudie.

Das Ergebnis: Um jede Berlinerin und jeden Berliner mit Nahrung zu versorgen, werden pro Kopf 2.347 Quadratmeter Fläche benötigt. „Damit überschreitet der Flächen-Fußabdruck für Berlin die natürliche Grenze von 2.000 Quadratmetern, die als global fair und verträglich gelten“, sagt Hönle. „Angesichts knapper werdender Ressourcen stellt das unsere aktuellen Konsummuster in Frage.“

Hinzu kommt: Diese Produktionsflächen liegen bisher zwar zu rund 72 Prozent in Deutschland, 21 Prozent der für die Berliner Versorgung nötigen Flächen liegen jedoch in Nicht-EU-Ländern, sieben Prozent in der EU. Insgesamt werden für die Lebensmittel-Importe nach Deutschland mehr Flächen in Anspruch genommen, als durch deutsche Exporte ausgeglichen werden, erklären die Forscher.

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Fläche gäbe es in Brandenburg genug

Die Frage ist nun: Lässt sich dies ändern? Könnte Berlins Versorgung regionaler werden? Um das herauszufinden, untersuchten die Forscher, ob das an Berlin angrenzende Brandenburg ausreichend landwirtschaftliche Flächen zur Verfügung hätte, mit denen eine weitgehende regionale Selbstversorgung möglich wäre.

Das Ergebnis: Grundsätzlich wären ausreichend Flächen vorhanden: „Die Kapazität des Umlands – und damit Brandenburgs – um Berlin zu versorgen, liegt bei 76 Prozent des Bedarfs“, so die Forscher. Bisher werden diese Flächen allerdings weniger für Nahrungsmittel genutzt, sondern es werden einseitig Kulturen wie Mais, Raps und Weizen angebaut. Diese jedoch dienen primär der Energiegewinnung und als Futtermittel. Andere Kulturarten, vor allem Obst, Nüsse, Gemüse und Hülsenfrüchte, werden dagegen zu selten angebaut.

Produktion anpassen und weniger wegwerfen

„Die landwirtschaftliche Produktion ist eher auf internationale Wettbewerbsfähigkeit hin ausgerichtet als auf Selbstversorgung und Vielfalt der Produktion“, konstatieren Hönle und ihre Kollegen. „Dass die Großstadt von Importen aus anderen Regionen abhängig ist, liegt daher nicht an zu wenig Ressourcen, sondern an der vorherrschenden landwirtschaftlichen Ausrichtung.“

Das Umland könnte durchaus den größten Teil von Berlins Lebensmittelbedarf decken, meinen die Forscher. Nötig wäre dafür allerdings, dass die Landwirte ihre Produktion an den Bedarf der Bevölkerung anpassen und eine größerer Vielfalt produzieren. Die Stadtbewohner wiederum müssten dies unterstützten, indem sie mehr regionale Produkte einkaufen.

Und noch etwas könnte helfen, den Flächen-Fußabdruck der Berliner umweltverträglicher zu machen: Weniger Lebensmittel wegwerfen. „Von den fast 2.400 Quadratmetern, die jede Person in Berlin durchschnittlich über den Globus verteilt für ihre Versorgung beansprucht, wird nur der Output von weniger als zwei Dritteln tatsächlich verzehrt“, erklärt Hönles Kollege Toni Meier. Allein durch weniger Abfall ergebe sich hier ein enormes Einsparpotential.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

© natur.de – Nadja Podbregar
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