Sie gewöhnten einige Bienen an eine künstliche Futterquelle, die sich in der Mitte einer drehbaren Scheibe befand. Sie besaß ein Spiralmuster, das bei Drehung die optische Illusion von Ausdehnung beziehungsweise Verkleinerung des Sichtfeldes vermitteln konnte – je nachdem, in welche Richtung man sie drehte. Damit foppten die Forscher ihre summenden Versuchstiere: Drehten sie die Scheibe entsprechend so, dass sich der optische Annäherungseffekt beim Anflug aufhob, „dachten“ die Bienen, sie seien zu schnell. So bremsten sie bereits weit vor dem Ziel ab. Drehten die Wissenschaftler die Spirale hingegen in die andere Richtung, rumpelten die Bienen mit zu hoher Geschwindigkeit in die Futterquelle. Die optische Ausdehnung ist also tatsächlich der Anhaltspunkt, an dem sich die Tiere orientieren, folgern die Forscher.
Ihnen zufolge nutzen möglicherweise auch andere Insekten und Vögel dieses effektive System zur Koordination des Landeanflugs. Das Besondere sei seine Einfachheit, denn Informationen über die eigene Geschwindigkeit und Entfernung zum Ziel wären nicht notwendig. Die Technik des Menschen könnte sich daran nun ein Beispiel nehmen, meinen Emily Baird und ihre Kollegen: Bei Fluggeräten ließe sich teure Ausrüstung einsparen, denn für das Bienen-System reicht simple Bilderfassung und Datenverarbeitung aus. Um dies zu testen, wollen die Wissenschaftler nun kleine Fluggeräte mit einem entsprechenden System ausrüsten.
Martin Vieweg
Foto: Emily Baird, Lund Universität
Quelle: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1314311110