Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 8,90€/Monat!
Startseite »

Saumäßiger Vormarsch

Wildschweine profitieren von der Klimaerwärmung

Saumäßiger Vormarsch
IMG_0074.jpg
IMG_0074.jpg
Den Wildschweinen geht es Sau-gut: Im Gegensatz zu anderen Wildtieren wachsen ihre Bestände stetig. Doch warum? Forschern zufolge beschert der Klimawandel den Borstenviechern günstige Bedingungen.

Wie viele Wildschweinen gibt es eigentlich in Europa? Diese Frage war gar nicht so einfach zu beantworten, berichten Sebastian Vetter und seine Kollegen vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna. Doch die Forscher fanden schließlich Daten, in denen sich die Bestandesdichten gut widerspiegelten: „Wir haben Jagd- und Verkehrsunfallstatistiken ausgewertet, um das Wachstum der Wildschweinpopulation nachvollziehen“, erklärt Vetter.

Es zeigte sich: Seit den 1980er Jahren wächst die Wildschweinpopulation in Europa stetig. Ob dies mit Klimaeffekten zu tun hat, untersuchten die Forscher, indem sie die Bestandesinformationen mit Temperatur- und Niederschlagsdaten aus zwölf europäischen Ländern verglichen. Die Daten ließen die Wissenschaftler bis zu 150 Jahre tief in die Wildscchwein-Vergangenheit blicken und einen deutlichen Trend erkennen: „Nach milden Wintern wächst die Zahl der Wildschweine stark an. Da milde Winter immer häufiger werden, wachsen auch die Wildschweinpopulationen exponentiell“, so Vetter.

Milde Winter und viele Mastjahre

Ein Grund dafür ist die Thermoregulation der Tiere, erklären die Forscher. Ist es kalt, müssen die Schweine viel Energie aufwenden, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Die Folge: Die Schwarten werden dünner und so steht im Folgejahr weniger Energie für die Reproduktion und die Jungenaufzucht zur Verfügung. Darüber hinaus kosten harte Winter vielen Jungtieren das Leben. Da Wildschweine im Vergleich zu anderen Huftieren ungewöhnlich viele Jungtiere hervorbringen, wirken sich die milden Winter besonders günstig auf ihre Bestände aus, erklären die Forscher.

Faktor Nummer zwei ist ihnen zufolge die Ernährungsweise der Wildschweine: Bucheckern und Eicheln bilden die Grundlage. In den letzten Jahrzehnten kam es den Forschern zufolge gehäuft zu sogenannten Mastjahren, in denen die Bäume besonders viel Schweinefutter produzierten. Nach einer solchen Saison im Überfluss kommen die Tiere besonders gut mit Kälte zurecht: Dicke Speckschichten bringen sie durch harte Winter und so kann ihre Population trotz ungünstiger Bedingungen weiter wachsen.

Anzeige

Unterschiede zwischen Nord- und Südschweinen

Generell zeichnet sich den Forschern zufolge ab, dass es im Winter bestimmte Schwellenwerte bei den Durchschnittstemperaturen gibt, bei deren überschreiten die Wildschweinpopulation in der nachfolgenden Saison wächst. Interessanterweise haben Vetter und seine Kollegen dabei festgestellt, dass es die Schweine des Südens wärmer mögen – der Schwellenwert liegt bei ihnen höher ist als im Norden. „Diese regionalen Unterschiede haben mit dem Körperbau der Tiere zu tun. Wildschweine im Süden sind kleiner als jene im Norden“, erklärt Vetter. Das verändert das Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen und damit die Wärmeabstrahlung. Klein zu sein ist in der Kälte nachteilig, bringt aber in den heißen Sommern des Südens thermoregulatorische Vorteile. „Die regional unterschiedliche Körpergröße der Wildschweine ist der Grund, warum trotz erheblicher Unterschiede in den Wintertemperaturen das Populationswachstum überall in Europa fast gleichzeitig begann“, erklärt Vetter.

Quelle: Vetter/Vetmeduni Vienna

© natur.de – Martin Vieweg
Anzeige
natur | Aktuelles Heft
Reizvolle Regionen
Aktueller Buchtipp

Anzeige
Grünstoff – der Medientipp des Monats
Serie: Hervorragend – Junge Menschen und ihr Engagement
Wissenschaftslexikon

Nie|ren|stei|ne  〈Pl.; Med.〉 in den Nieren gebildete Harnsteine, die zur Funktionsstörung in den Nieren führen: Nephrolithiasis

Haupt|ach|se  〈[–ks–] f. 19; Math.〉 die größte Symmetrieachse eines Körpers, z. B. eines Ellipsoids, eines Kristalls

Strah|len|quel|le  〈f. 19; Phys.〉 Substanz als Ausgangsort für ionisierende Strahlen ● eine radioaktive ~

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige