Präventionsmaßnahmen sind weiterhin wichtig, doch leider sind wir schon in eine Phase eingetreten, in der man sich mit Schadensbegrenzung im Rahmen des Klimawandels auseinandersetzen muss. „Sogar bei einer Temperaturstabilisierung werden die Meeresspiegel noch weiter ansteigen und unsere Küsten für künftige Generationen formen“, sagt Diego Rybski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Eine präzise Abschätzung der möglichen ökonomischen Konsequenzen ist unabdingbar, um die Effizienz von Anpassungsmaßnahmen einordnen zu können“, so der Klimaforscher.
Er und seine Kollegen haben dazu nun eine Methode entwickelt, welche das Flutrisiko in eine Wahrscheinlichkeit für Schäden übersetzen kann. Der zu erwartende regionale Meeresspiegel wird dabei im Hinblick auf zwei Komponenten berücksichtigt: die steigende Zahl von Extremereignissen und die steigende Intensität der einzelnen Ereignisse. Gleichzeitig können auch potenzielle Maßnahmen zum Schutz vor Hochwassern mit einberechnet werden.
Flutkatastrophen in Formeln integriert
Das Konzept kann einzelne Ereignisse und die daraus entstehenden Schäden natürlich nicht konkret vorhersagen, aber die zu erwartenden Schäden verteilt über einen längeren Zeitraum abschätzen. „Unsere Studie zeigt auf, wie das komplexe Zusammenspiel von Klimawandel, Anpassung und Überschwemmung auf überraschend einfache mathematische Funktionen heruntergebrochen werden kann, um die durchschnittlichen jährlichen Kosten des Meeresspiegelanstiegs über einen längeren Zeitraum abzuschätzen“, sagt Ko-Autor Markus Böttle vom PIK.
Wie er und seine Kollegen betonen, zeichnet sich bei den Berechnungen klar ein kritischer Aspekt ab: Schäden durch Extremereignisse wie Überflutungen spielen eine noch größere Rolle als der durchschnittliche Meeresspiegelanstieg selbst. Dies zeigt sich am Beispiel Kopenhagen: Bereits ein moderater Meeresspiegelanstieg von elf Zentimetern bis Mitte des Jahrhunderts würde für die dänische Hauptstadt eine Verdopplung der ökonomischen Verluste im gleichen Zeitraum bedeuten, sofern nicht Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Zwar weist jede Küstenregion unterschiedliche Charakteristika auf, dennoch gibt es den Forschern zufolge allgemeingültige Prinzipien. „Unsere Gleichungen funktionieren grundsätzlich überall, von Mumbai über New York bis Hamburg, vom Pazifik über den Atlantik bis zur Nordsee – überall greifen die gleichen einfachen und universellen Gleichungen“, sagt Ko-Autor Jürgen Kropp vom PIK.
Werkzeug zur Schadensbegrenzung
Den Forschern zufolge soll das Verfahren vor allem klar machen, wie und wo Schutzmaßnahmen besonders wichtig sind. „Die Auswirkungen einer Flut werden nicht nur durch Umweltfaktoren bestimmt, sondern auch durch menschliche Entscheidungen: Hochwasserschutz kann dem steigenden Flutrisiko entgegenwirken“, sagt Böttle. Sein Kollege Kropp ergänzt: „Ein Großteil der Weltbevölkerung lebt in Küstenregionen. Vor dem Hintergrund begrenzter Mittel für die Anpassung ist es ein großer Vorteil, vergleichbare Kostenabschätzungen liefern zu können. Die Reduktion von Treibhausgasen bleibt zwar von entscheidender Wichtigkeit, um Klimafolgen auf einer beherrschbares Maß zu begrenzen. Eine Anpassungsperspektive kann jedoch an den geeigneten Stellen dazu beitragen, Schäden zu begrenzen“, sagt der Klimaforscher.
Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung