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Schneckenfresser aus Neuguinea

Invasiver Plattwurm in Europa

Schneckenfresser aus Neuguinea
Neuguinea-Plattwurm_Pierre Gros
Neuguinea-Plattwurm_Pierre Gros
Schneckengefahr ante portas: Der Neuguinea-Plattwurm gilt als eine der hundert schlimmsten invasiven Tierarten weltweit. Er frisst Schnecken und Regenwürmer aller Art und hat jetzt Europa erreicht. Das Problem dabei: Gegen den aggressiven Räuber ist noch kein Kraut gewachsen.

Dort, wo der Neuguinea-Plattwurm eingeschleppt wird, sind vor allem Schnecken in akuter Gefahr: Auf mehreren Pazifikinseln hat der Wurm schon einige Schneckenarten ausgerottet oder an den Rand der Vernichtung gebracht. Der extrem aktive und gefräßige Prädator gilt als eine der größten Ursachen für das Schwinden vieler Landschneckenarten weltweit. Selbst auf Bäume kriecht er, um seine Beute zu erwischen.

„Haben mehrere Exemplare dieser Würmer eine Schnecke erschnüffelt, können sie ihre Beute auch in einer Gang-Attacke überwältigen“, schildern Jean-Lou Justine vom Nationalen Naturhistorischen Museum in Paris und seine Kollegen die Gefahr. Aber auch Regenwürmer werden durch den nur rund fünf Zentimeter langen und fünf Millimeter breiten, dunkel gefärbten Wurm dezimiert.

Wurm im Gewächshaus

Jean-Lou Justine und seine Kollegen warnen nun, dass der invasive Plattwurm auch Europa erreicht hat – einen Kontinent, dessen Tierwelt bisher von ihm verschont geblieben war. Die Forscher fanden den Plattwurm unter anderem in Gewächshäusern des Botanischen Gartens von Caen und identifizierten ihn anhand eines Genmarkers als die invasive Art.

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„Das ist das erste Vorkommen dieser Art so weit westlich der Indo-Pazifik-Region“, berichten die Forscher. Weil der Wurm Temperaturen bis hinunter auf zehn Grad Celsius gut übersteht, könnte er sich über weite Teile West- und Südeuropas ausbreiten, warnen die Wissenschaftler.

Für die bisher noch reiche Schneckenvielfalt Frankreichs, aber auch anderer Länder wäre dies fatal. In Laborversuchen haben Justine und seine Kollegen bereits festgestellt, dass der invasive Plattwurm auch europäische Schnecken goutiert. Eine der Hauptgefahren sei aber, dass der Plattwurm ein sehr breites Nahrungsspektrum hat, warnen die Forscher. Nicht nur Schnecken, auch die für die Bodenfruchtbarkeit enorm wichtigen Regenwürmer könnten durch den eingeschleppten Prädator empfindlich reduziert werden.

Kein wirksames Mittel bekannt

Bisher gibt es allerdings kein wirksames Mittel, den Siegeszug dieses Wurms zu stoppen. „Eine ganze Reihe von Pestiziden wurde bereits gegen diese Plattwürmer getestet, sie erwiesen sich aber alle als ungeeignet für eine Kontrolle im großen Maßstab“, so die Forscher.

Ein parasitischer Fadenwurm könnte Platydemus zwar töten, ist aber auch für Regenwürmer gefährlich. Auf einigen Inseln Indonesiens wird mit Fallen experimentiert, in großem Stile gebietet dies dem Wurm aber keinen Einhalt.

Leider besitzt der Plattwurm auch kaum natürliche Feinde. Weil er unangenehm schmeckt, verschmähen ihn Vögel und die meisten anderen Kleintierfresser. „Es muss daher dringend darüber nachgedacht werden, wie sich dieser Plattwurm kontrollieren und bekämpfen lässt“, so Justine und seine Kollegen.

Nadja Podbregar

Quelle: Jean-Lou Justine (Muséum National d’Histoire Naturelle / CNRS / UPMC / EPHE, Paris) et al., PeerJ, doi: 10.7717/peerj.297

Foto: Pierre Gros

© wissenschaft.de

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