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Singen in der Einflugschneise

Wie Vögel ihr Gesangsverhalten auf Fluglärm abstimmen

Singen in der Einflugschneise
Flughafen
Gartenrotschwänzchen am Flughafen Tegel (Foto: S. Greif)
Fluglärm stört nicht nur uns Menschen, auch Tiere in Flughafennähe müssen sich damit arrangieren. Wie die Vögel dies am Berliner Flughafen Tegel tun, haben Wissenschaftler nun untersucht. Das überraschende Ergebnis: Die Vögel wissen genau, ab wann morgens der Fluglärm losgeht – und singen entsprechend früher.

Am Flughafen Berlin-Tegel starten und landen Flugzeuge von sechs bis 23 Uhr in einem engen Takt: Durchschnittlich alle zwei Minuten überfliegt eine Maschine die benachbarten Stadt- und Waldgebiete. Wie sich dieser Lärm auf das Gesangsverhalten der Vögel in der benachbarten Jungfernheide auswirkt, haben Henrik Brumm und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen nun untersucht. Sie verglichen Timing und Lautstärke der Vögel mit denen im weitaus ruhigeren Tegeler Forst.

Morgenkonzert vorverlegt

Dabei zeigte sich: Der Fluglärm macht die Vögel in Flughafennähe offenbar zu Frühaufstehern. Rotkehlchen, Amseln, Blaumeisen, Kohlmeisen und Buchfinken beginnen dort fünf bis zehn Minuten früher zu singen als ihre Artgenossen im Tegeler Forst. “Wir gehen davon aus, dass der frühere Gesang der Vögel mit dem später dort einsetzenden und den ganzen Tag andauernden Lärm zu tun hat”, sagt Brumm.

Das aber könnte durchaus biologische Folgen haben: “Schon kleine Unterschiede beim Beginn des Morgengesangs können zu großen Unterschieden beim Fortpflanzungserfolg der Tiere führen”, erklärt Brumm. Untersuchungen zeigen, dass früher singende Vögel mehr Paarungspartner finden und auch häufiger Erfolg beim Fremdgehen haben.

Vorausschauendes Handeln

Das Spannende am verschobenen Morgenkonzert ist aber das Timing: Dieser Frühgesang der Vögel findet bereits vor den Starts der ersten Flugzeuge statt– also dann, wenn es im Wald noch ruhig ist. Der Lärmpegel in der flughafennahen Jungfernheide und im weiter entfernten Tegeler Forst unterscheidet sich um diese Zeit noch nicht. Trotzdem singen die Vögel der Jungfernheide früher als ihre Artgenossen in Tegel.

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Das aber bedeutet, dass die Vögel in Flughafennähe gelernt haben, wann der Fluglärm beginnt und deshalb ihr Morgenkonzert vorverlegen. Die gefiederten Waldbewohner sind demnach in der Lage, das vorhersehbare Muster von Fluglärm ab sechs Uhr zu erkennen und ihr Gesangsverhalten entsprechend anzupassen, wie die Ornithologen erklären.

Ab 78 Dezibel verstummt der Gesang

Um herauszufinden, ob Vögel während des hohen Lärmpegels bei Starts und Landungen überhaupt noch singen, nahmen die Wissenschaftler den Gesang von Buchfinken in unmittelbarer Nähe der Landebahnen auf. Dabei zeigte sich: Die vom Lärm umtosten Buchfinken singen deutlich weniger als ihre waldbewohnenden Artgenossen. Steigt der Lärmpegel auf über 78 Dezibel, verstummen die Singvögel sogar ganz.

“Wenn man bedenkt, dass es jeweils rund 30 Sekunden gedauert hat, bis der Lärm wieder abebbte, geht den Vögeln während des täglichen Flugverkehrs ein Viertel der Zeit verloren, die sie zum Kommunizieren haben”, sagt Brumm. In dem Fall lohnt es sich daher für die Vögel tatsächlich, morgens schon früher damit anzufangen.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft, Fachartikel: Ecology and Evolution, doi: 10.1002/ece3.2357

© natur.de – Nadja Podbregar
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