Vor 291 Millionen Jahren konservierte die Asche eines gewaltigen Vulkanausbruchs ein ganzes urzeitliches Ökosystem: Der Versteinerte Wald von Chemnitz gibt faszinierende Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt des Erdzeitalters Perm. Die hier gefundenen Fossilien zeigen Pflanzen und Tiere oft in ihrer ursprünglichen Position, denn sie wurden während des Vulkanausbruchs schlagartig eingebettet. Dies war auch der Fall bei den Skorpionen, über die nun ein Forscherteam um Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde Berlin berichtet.
Besondere Funde
Rund 2000 Skorpion-Arten existieren heute, zusätzlich sind bereits 130 ausgestorbene Arten bekannt. Viele dieser Skorpion-Fossilien stammen aus dem Karbon-Zeitalter (vor 299 bis 359 Millionen Jahren), aber kein vollständiger fossiler Skorpion war bislang aus dem darauf folgenden Zeitalter des Perm (252 bis 299 Millionen Jahre) bekannt. Das hat sich nun geändert: Die Forscher nannten die neu entdeckte Art aus dem Versteinerten Wald Opsieobuthus tungeri. Die Chemnitzer Fossilien zeigen immer noch ähnliche Merkmale wie die Skorpione des Karbon-Zeitalters, berichten die Experten. Dies lässt vermuten, dass im Perm einige dieser Urformen immer noch neben jenen Skorpionen existierten, von denen die heute vorkommenden Arten abstammen.
Die Skorpione aus dem Versteinerten Wald zeigten aber bereits auch schon Strukturen, die auch von heutigen Vertretern bekannt sind, sagen die Paläontologen: An der Unterseite des Körpers besaßen sie kammförmige Sinnesorgane, sogenannte Pectines. Bei heutigen Skorpionen dienen diese chemosensorischen Organe unter anderem dazu, potenzielle Fortpflanzungspartner zu „riechen“. Die genauere Form und Gestalt dieser Kammorgane unterscheiden sich bei Männchen und Weibchen. Bei den Funden ist dies klar erkennbar, was belegt, dass sich unter den Fossilien Überreste beider Geschlechter befinden.
Ein versteinertes Liebespaar?
Dies ist auch bei den beiden besterhaltenen Fossilien der Fall. Die Forscher tauften diese Exemplare Jogi und Birgit. Sie wurden nur etwa zwei Meter voneinander entfernt gefunden. Merkmale des umgebenden Materials deuten darauf hin, dass die Tiere in einer Höhle zwischen dem Geflecht von Baumwurzeln saßen, wie sie auch heutige Skorpione noch als Behausung nutzen. Den Forschern zufolge lässt dies eine fast rührend wirkende Vermutung zu: Möglicherweise waren Jogi und Birgit ein Paar, das durch den Vulkanausbruch für immer vereint in ihrem Lebensraum konserviert wurde.
Quelle: Museum für Naturkunde Berlin