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Sozialversicherung unter Vampiren

Erstaunliches aus der Tierwelt

Sozialversicherung unter Vampiren
Geheimnisvoll, ein wenig gruselig und offenbar erstaunlich sozial: Vampirfledermäuse unterstützen bedürftige Artgenossen mit blutiger Nahrung und bilden damit eine Art Sozialversicherungs-System aus, berichten Biologen.

Einblicke in das finstere Zuhause der Vampirfledermäuse. (Credit: Gerald Carter, socialbat.org)

Sie lieferten das Vorbild für so manche Gruselgeschichte: Die in den warmen Regionen Amerikas beheimateten Vampirfledermäuse sind für ihre buchstäblich blutrünstige Ernährungsweise berühmt-berüchtigt. Nachts lassen sie sich sachte auf Tieren wie beispielsweise Kühen nieder und bereiten den Aderlass vor: Nach dem Abschlecken der der Bissstelle ritzen sie mit ihren scharfen Zähnchen ein Stück der Haut auf. Das austretende Blut lecken oder saugen sie dann durch Rillen an der Unterseite der Zunge auf. Nach der Mahlzeit von rund 20 bis 30 Milliliter Blut kehren die bis zu 50 Gramm schweren Flattertiere in ihre Quartiere zurück, um zu verdauen.

Absicherung ist gefragt

Das klingt nach einem rundum genialen Konzept – doch es gibt einen Haken: Wegen ihres geringen Körpergewichts und der vergleichsweise wenig energiereichen Nahrung Blut, leben die Vampire stets am Rande des Hungertods: Wenn sie nicht genug zu essen bekommen, dauert es nicht lange, bis sie verhungern. Um diesem Problem entgegenzutreten, besitzen die Vampirfledermäuse ein raffiniertes Sozialhilfesystem: Sie geben an weniger erfolgreiche Artgenossen heraufgewürgtes Blut ab. Dieses Verhalten hat nun ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Biologen der Universität Konstanz genau untersucht. Sie erfassten dazu über einen Zeitraum von vier Jahren soziale Interaktionen bei einer in Gefangenschaft lebenden Kolonie von etwa 30 markierten Gemeinen Vampiren (Desmodus rotundus). Auf Basis von genetischen Analysen ermittelten die Forscher die Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere.

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Es zeigt sich: Vampirfledermäuse bauen ein komplexes Netzwerk aus verwandten, aber auch nicht-verwandten Artgenossen auf, die sie unterstützen, falls Familienmitglieder als Versorger verloren gehen. Die Forscher bezeichnen das System als „social bet-hedging“ („sozialer Wetteinsatz“). Vampirfledermäuse füttern andere Mitglieder ihrer Gruppe demnach, um ihre Chancen zu erhöhen, im Notfall wiederum von ihren Artgenossen gefüttert zu werden, falls sie selbst keine Nahrung finden konnten. Damit tolerieren sie auch, phasenweise mehr Nahrung an Artgenossen abzugeben, als sie im Gegenzug erhalten.

Viele Freunde helfen

Dabei ist offenbar auch die „persönliche“ Fähigkeit einer jeweiligen Fledermaus zum Aufbau eines möglichst großen Netzwerkes an „Freunden“ wichtig: „Vampirfledermäuse, die zusätzlich nicht-verwandte Artgenossen füttern, haben zunächst keinen direkten Vorteil“, sagt Carter. „Warum also tun sie es? Wir haben herausgefunden, dass sie im Fall des Verlusts eines wichtigen Nahrungsspenders dann besser abschneiden. Ihr soziales Nahrungsspendernetzwerk ist breiter aufgestellt und robuster.“

Auch der Mensch nutzt bekanntlich ähnliche Systeme und es gibt noch weitere interessante Parallelen zu den Fledermäusen: Menschen, die in unberechenbaren sozialen Verhältnissen leben, legen mehr Wert auf eine möglichst große Zahl an Freundschaften, als auf wenige intensive. „Es wäre besonders interessant herauszufinden, inwieweit partnerschaftliche oder freundschaftliche Netzwerke bei Menschen von der Entscheidung geprägt werden, in die Quantität oder in die Qualität von Beziehungen zu investieren“, sagen die Wissenschaftler.

Quelle: Universität Konstanz

© natur.de – Martin Vieweg
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