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Starke Küsten, schwache Metropolen

Forscher erstellen erste Landkarte der deutschen Energiewende

Starke Küsten, schwache Metropolen
Windanlage im Bau
Windanlage im Bau: Die Energiewende ist in Gang, aber das geht nicht überall gleich schnell. (Foto: Hykoe/Fotolia)
Wer produziert in Deutschland wie viel regenerativen Strom? Diese Frage beantwortet erstmals eine detaillierte Energiewende-Landkarte. Sie zeigt für alle mehr als 12.000 Gemeinden den Stand der regenerativen Stromerzeugung. Weit vorne liegen dabei Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Die Energiewende in Deutschland schreitet voran: Im Jahr 2015 haben Wasserkraft, Wind, Sonne und Biomasse etwa 35 Prozent des Stroms geliefert. Immerhin 1,5 Millionen im ganzen Land verstreuten Solar-, Biogas- und Windanlagen speisten dafür Energie ins Netz ein. Allerdings gibt es dabei regionale große Unterschiede – unter anderem, weil beispielsweise Windkraft sich an den Küsten mehr lohnt als in vielen Gebieten im Landesinneren.

Flickenteppich der deutschen Energiewende als Karte

Wie es genau mit der Energiewende in Deutschlands Regionen aussieht, haben nun Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in einer ersten Detailstudie zur räumlichen Struktur der deutschen Stromversorgung ermittelt. Sie werteten dafür die bis Mitte 2015 verfügbaren Daten zur Stromerzeugung und zum Stromverbrauch aller 12.066 Gemeinden in Deutschland aus.

Aus diesen Daten erstellten die Forscher eine erste Energiewende-Landkarte für Deutschland. Sie zeigt, wo besonders viel Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird und stellt Vorreiter und Nachzügler unter den deutschen Gemeinden klar heraus. „Von Flensburg bis Konstanz, von Aachen bis Görlitz ist die deutsche Energiewende bisher auf einem guten Weg“, fasst Studienleiterin Daniela Thrän vom UFZ die Ergebnisse zusammen. „Die dezentrale Energiewende ist Realität und findet flächendeckend über das gesamte Land statt.“

Vorreiter im Norden und Osten, Nachholbedarf in Metropolen

Deutlich werden aber auch die regionalen Unterschiede: Weit vorne in puncto Energiewende rangieren Gemeinden an der Westküste Schleswig-Holsteins mit zahlreichen Windparks und Biogasanlagen. Stark bei der regenerativen Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse sind auch weite Gebiete in Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

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Nachholbedarf haben dagegen Großstädte wie Berlin oder industrielle Ballungszentren in Hessen und Baden-Württemberg. Denn sie verbrauchen zwar viel Strom, decken diesen Bedarf aber noch vorwiegend über fossile Brennstoffe. „Deutlich sticht eine räumliche Dissonanz zwischen Verbrauch und Erzeugung heraus“, sagt Thrän.

Energiewendekarte

Die Energiewende-Landkarte: Als Basis dafür dient ein Indikator, der nicht nur die Strommenge berücksichtigt, sondern auch die Flexibilität eines dezentralen Kraftwerk-Ensembles. (Grafik: Applied Energy/Elsevier)

„Gezielt regionale Anreize schaffen“

„Aber ein Landbewohner ist daher nicht automatisch ein besserer Klimaschützer als ein Städter“, betont Thrän. Denn ländliche Regionen mit viel Platz für Wind- und Solarparks bei zugleich dünner Besiedelung haben es leichter, eine gute Position im Energiewende-Ranking zu erhalten. Verdichtungsräume mit hohem Industrieanteil haben dagegen größere Aufgaben zu bewältigen. Zudem fehlt ihnen oft der Platz, um in großem Umfang Windparks oder Solaranlagen aufzustellen.

Doch die Forscher sehen durchaus Möglichkeiten, die räumlichen Unterschiede in Bezug auf die regenerative Stromgewinnung zumindest zu verringern. „Anreizprämien für bisher wenig entwickelte Gebiete halte ich für einen wichtigen Aspekt im Hinblick auf kommende Reformen des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG)“, so die Umweltingenieurin. Mit einer stärkeren räumlichen Planung seien auch die ehrgeizigen Klimaziele Deutschlands, gekoppelt mit effektiver Absicherung gegen Blackouts und begrenztem Ausbau der Stromnetze, weiterhin erreichbar.

Für die Bewertung der einzelnen Gemeinden war den UFZ-Forschern das Zusammenspiel der regenerativen Stromerzeuger besonders wichtig. Wind- und Solarparks mit einer wetterabhängig schwankenden Stromerzeugung sollten im Idealfall mit flexiblen Kraftwerken, die etwa Biomasse oder Wasserkraft nutzen, kombiniert werden. Denn erst im Verbund ergibt sich eine hohe Versorgungssicherheit rund um die Uhr und über das gesamte Jahr.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Fachartikel: Applied Energy, doi: 10.1016/j.apenergy.2016.07.031

© natur.de – Nadja Podbregar
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