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„Streetview“ als Straßenbaumfinder

Google hilft bei der Erforschung des Effekts von Straßengrün

„Streetview“ als Straßenbaumfinder
Singapur
Straßenbäume in Singapur – ihre Klimawirkung haben Forscher jetzt untersucht (Foto: danila/Fotolia)
Wirken Straßenbäume selbst in den Megacities Asiens positiv auf Klima und Gesundheit? Um dies zu beantworten und die Bäume im Chaos der Riesenstädte überhaupt kartieren zu können, nehmen Forscher digitale Hilfe in Anspruch: Sie nutzen Google Streetview.

Straßenbäume in der Stadt sind mehr als nur schmückendes Beiwerk – sie sind Schattenspender, Klimaanlage, Luftreiniger und Seelentröster zugleich. Studien zeigen, dass schon zehn Straßenbäume mehr pro Gebäudeblock die Gesundheit von Stadtbewohnern messbar verbessern können. Das Mehr an Straßengrün verringert Herz-Kreislauf-Erkrankungen, steigert das subjektive Wohlgefühl und macht körperlich jünger. Diese Erkenntnisse allerdings bezogen sich bisher nur auf die Städte unserer gemäßigten Breiten.

Streetview als Datenlieferant

Wie es dagegen in den Megacities Asiens und anderer tropischer Regionen aussieht, war bisher weitgehend unbekannt. Schaffen es die Straßenbäume hier, Klima und Gesundheit ähnlich positiv zu beeinflussen wie bei uns? Das Problem: Die gigantischen Ausmaße der Megacities machen es schwer, die Baumdichte in den Straßen dieser Städte zu erfassen – vor allem, wenn man dann noch Baumart, Kronengröße und Blattdichte erfassen will.

Für dieses Problem haben nun Forscher am Singapore-ETH Centre eine innovative Lösung gefunden: Sie setzen auf Daten, die schon existieren – wenn auch zu anderen Zwecken. Ihre Idee: Sie nutzen die Bilder von Google Streetview, um Informationen zu Straßenbäumen in den Megacities zu bekommen. Die Google-Street-View-Technologie ermöglicht es den Forschern, einen umfangreichen und standardisierten Datensatz von Panoramafotos und Straßenansichten zu erschließen, die über das globale Positionierungssystem (GPS) verortet sind.

Testfall Singapur

Für die Stadt Singapur extrahierten die Wissenschaftler 100.000 Bilder aus Streetview und analysierten diese Fotos mit einem Algorithmus in 50-Meter-Intervallen. Aus diesen Daten ermittelten sie die Baumdichte und Kronengröße und damit auch die Abdeckung des Straßenraumes durch die Baumkronen in mehr als 80 Prozent des Singapurer Straßennetzes. Die hohe Auflösung der Bilder ermöglichte es den Forschern, das Maß an Sonnenstrahlung einzuschätzen – und damit auch den Klimaeffekt der Straßenbäume.

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Das Ergebnis: „Die Studie zeigt, dass Bäume in Singapur extrem wichtig sind, um Schatten zu erzeugen, welcher das Wohlbefinden der Menschen in puncto Temperaturen beeinflusst“, sagt Dan Richards vom Singapore-ETH Centre. „Bäume zu pflanzen mit dem Ziel, die Umwelt zu kühlen, ist daher in tropischen Städten wie Singapur besonders wichtig, weil diese stark unter dem städtischen Hitzeinsel-Effekt leiden.“ Aus den Daten ging zudem hervor, dass die Kronengröße dabei eine entscheidende Rolle spielt.

Methode auch für anderswo

Die neue und relativ günstige Methode zur Erfassung der Straßenbäume und ihres Schattens könnte künftig dazu beitragen, Städte in aller Welt lebens- und klimafreundlicher zu machen. Denn mit Hilfe von Google Streetview und dem verknüpften Algorithmus sei es für Stadtplaner viel einfacher als bisher, beispielsweise Gebiete mit zu wenig Schatten in einer Stadt zu identifizieren, erklären die Forscher. Dadurch können Straßenbäume dort nachgepflanzt werden, wo sie am meisten Nutzen bringen.

Da Google Street View weltweit viele Städte erfasst, könnte die Methode jetzt in weiteren tropischen Megacities eingesetzt werden. Aber auch für Städte in gemäßigten Zonen eignet sich die Methode – um letztlich überall grünere und nachhaltigere Stadträume zu schaffen.

Quelle: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

© natur.de – Nadja Podbregar
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