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Stromleitungen als Todesfalle

Mindestens 1,5 Millionen Vögel sterben pro Jahr an Hochspannungsleitungen

Stromleitungen als Todesfalle
Storch auf Strommast
Wenn Stromleitungen nicht markiert und gesichert sind, können sie zur tödlichen Gefähr für Storch und Co werden (Foto: Aamon/Fotolia)
Jedes Jahr sterben 1,5 bis 2,8 Millionen Vögel durch Kollisionen mit Stromleitungen – und das allein in Deutschland, wie eine Studie im Auftrag des Naturschutzbund (NABU) zeigt. Das Tragische daran: 90 Prozent dieser Todesfälle wären vermeidbar, wenn Leitungen besser gesichert und markiert würden.

Das Problem ist nicht neu: Schon vor zwei Jahren warnten Vogelschützer, dass ungesicherte Stromleitungen vor allem für Jungstörche zur Todesfalle werden können. „Vor allem Großvögel wie Trappen, Kraniche und Störche sowie Schwäne und fast alle anderen Wasservögel sind von tödlichen Kollisionen an Freileitungen betroffen“, erklärt NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling. „Diese Vögel haben eher einen guten Rundumblick, können aber schlecht nach vorn fokussieren. Für ein unerwartetes Hindernis sind sie zudem nicht manövrierfähig genug.“

Tödlicher Stromschlag

Ist dann noch das Wetter ungünstig, haben die Vögel kaum eine Chance, der Kollision zu entgehen: „Bei dichtem Nebel kam es im Dezember 2015 zum Beispiel zu einer Massenkollision von etwa 100 Kranichen im Westen Brandenburgs obwohl die Leitung markiert war“, so Neuling. Doch auch schnell fliegende Watvögel und nachtaktive oder nachts ziehende Vögel sind durch die mehr als 60.000 Kilometer Hochspannungsleitungen in Deutschland gefährdet.

Die Folge solcher Kollisionen: Gerade große Vögel prallen auf die Leitungen und berühren dabei unter Umständen gleichzeitig zwei Drähte. Dadurch entsteht ein Kurzschluss und je nach Leitung jagen mehrere tausend Volt durch den Körper des Vogels. Zur tödlichen Falle werden können aber auch die Masten von Mittelspannungsleitungen. Denn hier kann der tödliche Stromschlag erfolgen, wenn der Vogel Mast und Leitung gleichzeitig berührt.

Bis zu 2,8 Millionen Vögel jährlich

Bisher gab es jedoch keine konkreten Zahlen dazu, wie viele Vögel in Deutschland jährlich Opfer solcher tödlichen Kollisionen und Stromschläge werden. Um zumindest eine Größenordnung zu kennen, hat der NABU eine Studie dazu in Auftrag gegeben. Für diese ermittelten die Gutachter zunächst die Dichte und „Vogelgefährlichkeit“ der Stromtrassen in verschiedenen Regionen Deutschlands. Dann berechneten sie für verschiedene Vogelarten die wahrscheinlichen Kollisionsraten in diesen Gebieten.

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Das Ergebnis: „In Deutschland ist mit jährlichen Kollisionsopfern an Vögeln in der Größenordnung von 1,5 bis 2,8 Millionen Individuen auszugehen“, so die Gutachter. Rund zwei Drittel der Todesfälle machen dabei bei uns heimische Brutvögel aus, ein weiteres Drittel sind Zugvögel, die bei uns durchziehen und rasten. Zum ersten Mal gibt es damit zumindest eine Schätzung darüber, wie viele Vögel jährlich Opfer von Stromleitungen werden.

Vermeidbar durch Nachrüstung der Leitungen

Doch dieses massenhafte Vogelsterben ließe sich verhindern: „Die Verluste könnten um bis zu 90 Prozent vermieden werden: Mit den richtigen Vogelschutzmarkierungen an den besonders schlecht zu sehenden Erdseilen über den Leitungen könnten vor allem die bereits bestehenden Trassen nachgerüstet werden“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Bewegliche und kontrastreiche Markierungen – beispielsweise schwarz-weiße Plastikstäbe – sorgen dafür, dass die Tiere das Hindernis frühzeitiger ausmachen.

„Da es dazu allerdings, trotz internationaler Abkommen, keine gesetzliche Verpflichtung gibt, haben die Netzbetreiber bisher nur wenige Freileitungen vogelsicher gemacht“, so Miller. Für die vollständige Nachrüstung wären daher seiner Ansicht nach verbesserte rechtliche Vorgaben nötig. Dabei müssten Vogelschutz- und Rastgebiete mit kollisionsgefährdeten Arten oberste Priorität bekommen. Der NABU schätzt, dass dies zehn bis 15 Prozent der bestehenden Leitungen betreffen würde.

Beim Neubau von Trassen lassen sich Vögel vor allem dadurch schützen, dass zumindest Gewässer und Rastgebiete, in denen kollisionsgefährdete Arten vorkommen, großräumig gemieden werden. Vogelschutzgebiete sollten sowieso tabu sein. Auch das Verlegen von Stromleitungen unter der Erde könnte in besonders vogelreichen Gebieten die Tiere schützen. „Aus Vogelschutzgründen wären Erdkabel die beste Variante. Der Gesetzgeber sollte sie bei keinem Netzausbauvorhaben pauschal ausschließen“, so Miller.

Die Studie zum Download gibt es unter: www.NABU.de/stromleitung

Quelle: NABU

© natur.de – Nadja Podbregar
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