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Süßwasser-„Panda“ gesucht

Eine "Flaggschiff"-Tierart soll den Artenschwund in Gewässern bekannter machen

Süßwasser-„Panda“ gesucht
Libelle
Die Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum) ist eine der vorgeschlagenen Flaggschiff-Arten (Foto: André Karwath)
Den Panda kennt jeder, er ist eine wahre Ikone des Artenschutzes. Jetzt suchen Biologen auch für gefährdete Tierarten im Süßwasser ein solches „Flaggschiff“. Denn während bedrohte Land- und Meerestiere relativ viel Aufmerksamkeit bekommen, vollzieht sich das Artensterben in Seen, Flüssen und Feuchtgebieten fast unbemerkt.

Forscher schlagen Alarm: In den Seen, Flüssen und Bächen weltweit grassiert das Artensterben. Überproportional viele Tier- und Pflanzenarten dieser Gewässer sind in ihrer Existenz bedroht. Allein in den gut 40 Jahren seit 1970 ist der Bestand der in Süßgewässern lebenden Arten um 81 Prozent geschrumpft, wie im Living Planet Report 2016 des World Wildlife Funds (WWF) zu lesen war.

Doch während die Gefahr für viele große Landtiere oder einige Meeressäuger vielen Menschen bekannt ist und immer wieder auch für Schlagzeilen sorgt, vollzieht sich das Artensterben im Süßwasser nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu Panda, Elefant und Co scheint den Tieren der Seen und Flüsse eine Lobby zu fehlen.

Ikone und Schutzschirm zugleich

Das soll sich nun ändern: Gewässerökologen aus aller Welt wollen nun auch für die vernachlässigten Süßwasserbewohner einen „Panda“ finden – eine sogenannte „flagship umbrella species“. Dieser Begriff vereint zwei etablierte Konzepte der Naturschutzbiologie: Die „Flaggschiff“-Funktion zielt vor allem darauf ab, öffentliche Aufmerksamkeit zu generieren und dadurch Schutzmaßnahmen zu ermöglichen. Der Panda ist das bekannteste Beispiel für ein solches Aushängeschild des Artenschutzes.

Gleichzeitig steckt im Begriff „flagship umbrella species“ auch das englische Wort für Regenschirm. Dies steht für eine zweite Funktion solcher Ikonen des Artenschutzes: Vom Schutz solcher Tierarten profitieren viele weitere Spezies im gleichen Lebensraum. So hilft beispielsweise der Schutz des Amur-Tigers in Ostsibirien auch den dortigen Bären und Hirschen.

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Vom Stör über die Libelle bis zur Muschel

Immerhin rund 60 mögliche Kandidaten haben die Forscher für diese Rolle bereits identifiziert. Unter ihnen ist der Europäische Stör (Acipenser sturio). Dieser Knochenfisch gehört zu den evolutionär ältesten Fischen überhaupt und kam einst in vielen großen Flüssen und Küstengebieten Europas vor. Heute hat der vom Aussterben bedrohte Fisch nur noch einige Laichgebiete in der französischen Gironde.

Ein weiterer Kandidat ist die Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum), die an ihrem farbenfrohen Körper leicht zu erkennen ist. Sie steht bei uns auf der Roten Liste, weil ihr der geeignete Lebensraum immer mehr abhanden kommt. Ebenfalls als Süßwasser-„Panda“ im Gespräch ist eine stark vom Aussterben bedrohte heimische Großmuschel, die sauberes Wasser braucht und bis zu 80 Jahre alt werden kann.

Mehr Mittel für Forschung und Schutz

Doch um das Artensterben im Süßwasser aufzuhalten, wird allein ein Süßwasser-„Panda“ nicht reichen. Die Ökologen rufen daher dazu auf, Forschung und Schutzmaßnahmen für Spezies in Flüssen, Seen und Bächen zu intensivieren. Denn besserer Artenschutz benötigt bessere Daten – und daran hapert es in diesem Bereich noch. „Bislang gibt es überproportional viele Forschungsarbeiten und wissenschaftliches Datenmaterial zu auf dem Land und in Ozeanen lebenden Spezies“, sagt Gregor Kalinkat vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin. „Für den Schutz von Süßwasserarten benötigen wir dringend umfassendere Daten.“

Diese Daten könnten mit modernen, molekularen Methoden deutlich einfacher und günstiger erhoben werden als früher. „Mit diesen neu entwickelten Methoden lässt sich beispielsweise anhand einfacher Wasserproben bestimmen, welche Arten von Fischen oder Amphibien vorhanden sind, wo man früher mühsam mit Netzen oder per Hand sammeln musste“, erklärt Kalinkat. Aber auch dafür werden Mittel und Ressourcen benötigt. Der zielgerichtete Artenschutz sei daher auf die Unterstützung möglichst vieler Akteure weltweit angewiesen.

Quelle: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin

© natur.de – Nadja Podbregar
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