Erste Lektion deshalb: Niemals fotografieren, wenn Fledermäuse da sind. Das Klicken der Kameras hört sich für ihre empfindlichen Ohren an wie es für uns klingt, wenn wir direkt neben einem startenden Flugzeug stehen.
Zweite Lektion: Sich nicht anschauen, wenn man miteinander spricht, jedenfalls nicht, wenn die Stirnlampe auf der höchsten Stufe steht, denn auch Menschen sind empfindlich.
Drittens: Nichts mitnehmen und vor allem keine Brotkrümel dalassen. Die Höhle ist ein Klimaarchiv und alles braucht ewig, um wieder zu verschwinden. Tatsächlich finden wir weiße Schimmelblumen, die darauf hinweisen, dass einer der Vermessungsstudenten sich nicht an die Brotzeitregel gehalten hat, als er vor einem halben Jahr in der Höhle gearbeitet hat.
Es ist meine erste Höhlenfahrt und ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich mich durch den engen Kriechgang winden kann, der in die Höhle führt wie ein Schlüssellloch. Es ist so dunkel in dem Saal, der sich danach vor uns öffnet, wie ich es noch nie erlebt habe. Man kann die Dimensionen nur erahnen, aber von den Forschern weiß ich, dass es sich um etwa 30 mal 40 mal 50 Meter handelt.
Auf behelfsmäßig befestigten Leitern steigen wir wackelnd einige Meter in die Tiefe. Zur Sicherheit kann man in lehmverschmierte, nasse Seile greifen. Schon nach wenigen Minuten bin ich dreckverschmiert, und muss zugeben, es ist ein gutes Gefühl! Wie Andreas Wolf zuvor behauptet hat: „Dreck macht glücklich.“
Als wir ein paar Minuten das Licht ausmachen, verliere ich fast den Boden unter den Füßen. Das Tröpfeln des Wassers klingt plötzlich wie ein Trommelwirbel, und ich weiß jetzt wie feuchter Stein riecht, nämlich erstaunlich frisch und angenehm!
Über glitschige Brocken steigen wir weiter ab, uns vorsichtig an ein Trassierband haltend, um nicht mehr zu zertrampeln als nötig. Denn in der Höhle ist alles Leben sehr klein und unscheinbar. Mehr dazu in der Reportage, voraussichtlich im August-Heft….
Fotos: Agnes Fazekas