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Tödliche Fasern boomen in Asien

Asbest

Tödliche Fasern boomen in Asien
Asbestfasern
Asbestfasern - vielseitig einsetzbar, aber gesundheitsschädlich (Foto: Sakura/Fotolia.de)
Asbest und kein Ende: Obwohl die gesundheitsschädigenden Fasern bei uns schon seit Jahrzehnten verboten sind, wird Asbest in Asien noch immer genutzt – mit steigender Tendenz. Forscher schlagen deshalb nun Alarm. Sie warnen vor einer künftigen Epidemie von Asbest bedingten Krankheiten im Fernen Osten.

Lange Zeit galt Asbest als „Mineral der tausend Möglichkeiten“, denn die feinen Fasern der Silikatverbindung lassen sich bestens zu verschiedenen Produkten verarbeiten. Zudem ist der Naturstoff gegenüber Hitze, Feuer und Chemikalien extrem beständig, was ihn bestens geeignet für Dämmstoffe, feuerfeste Textilien und Baumaterialen macht. Entsprechend häufig wurde auch bei uns Asbest verbaut und eingesetzt.

„Ein globaler Killer“

Doch dann zeigte sich allmählich eine fatale Schattenseite des Wunderminerals: Die feinen Asbestfasern sind krebserregend und dringen in die Zellen von Lunge und anderen Geweben ein. Die Folge sind schwere Lungenschäden und ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krebsarten, darunter Lungen- und Kehlkopfkrebs, aber auch Bindegewebstumore. „Asbest ist ein globaler Killer“, konstatieren Su Lyn Leong von der University of Western Australia und ihre Kollegen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Asbest heute zusammen mit Quecksilber, Pestiziden und Blei als eine der zehn gesundheitsschädlichen Substanzen ein, die mehr als 100.000 Todesfälle pro Jahr verursachen.

In Deutschland und vielen anderen westlichen Industriestaaten wurde Asbest deshalb in den 90er Jahren verboten. Allerdings: An den Altlasten des einstigen Asbestbooms tragen wir noch heute. Erst Anfang dieses Jahres zeigte der nationale Asbest-Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), dass noch immer über 35 Millionen Tonnen asbesthaltiges Material in Deutschland verbaut sind. Mehr als 500.000 Beschäftigte sind als akut oder langfristig asbestgefährdet eingestuft und müssen sich deswegen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterziehen.

Unkontrollierter Boom

Aber die Lehren aus der Vergangenheit scheinen nicht überall angekommen zu sein: In Asien boomt Asbest mehr denn je. „Asien ist für zwei Drittel des globalen Verbrauchs dieses Minerals verantwortlich, das sind aktuell mehr als eine Million Tonnen pro Jahr“, so Leung und ihre Kollegen. China liegt dabei mit 29 Prozent an der Spitze der Top-Konsumenten, dicht gefolgt von Indien. Weiter hinten folgen Kasachstan, Indonesien, Usbekistan, Vietnam und Thailand.

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„Die Ursache für diesen Boom sind wahrscheinlich vielfältig“, meinen die Forscher. Zum einen ist Asbest sehr billig, deshalb sind asbesthaltige Produkte für die Schwellenländer erschwinglicher als die gesünderen, aber meist deutlich teureren Alternativen. Zudem wächst die Bevölkerung in diesen Ländern rapide, in China und Indien lässt die Landflucht die Städte und Metropolen anschwellen. Der resultierende Bauboom sorgt dafür, dass die Nachfrage nach asbesthaltigen Baustoffen und Dämmmitteln wächst.

Zwar ist der Einsatz von Asbest in Japan und Korea inzwischen gesetzlich reglementiert, in den anderen Staaten aber gibt es so gut wie keine Vorschriften oder Kontrollen – oder die vorhandenen werden nicht eingehalten. „Weil es an Risikobewusstsein und Umweltkontrollen fehlt und vielfach noch Unwissenheit herrscht, ist selbst die sogenannte ‚kontrollierte‘ Nutzung extrem risikobehaftet“, so die Forscher.

Ein Tsunami von Asbest-Erkrankungen?

Die gesundheitlichen Folgen sind vorhersehbar – und beginnen sich bereits zu zeigen, wie Leung und ihre Kollegen berichten. So ergab eine Studie in einer chinesischen Textilfabrik, dass 22 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter bereits unter einer Asbestose litten. In Japan meldeten Ärzte einen drastischen Anstieg der Lungenkrebsfälle und vermehrt Asbestfasern in den Lungen ihrer Patienten. „In vielen asiatischen Ländern gibt es aber weder ein Meldesystem noch eine Überwachung von asbestbedingten Krebsfällen“, erklären Leung und ihre Kollegen. Die Dunkelziffer sei daher vermutlich sehr hoch.

Für die kommenden Jahre erwarten die Forscher einen regelrechten Tsunami von Gesundheitsschäden durch das Asbest: „Mit rund 4,3 Milliarden Menschen, das entspricht 60 Prozent der Weltbevölkerung, und einem hohen Bevölkerungswachstum, muss Asien in den nächsten Jahrzehnten mit einer hohen Zahl an asbestbedingten Lungenkrankheiten rechnen“, warnen sie. Es sei daher dringend notwendig, Maßnahmen gegen den Asbestboom zu ergreifen und auch die medizinische Versorgung auf die kommende Welle dieser Krankheiten vorzubereiten.

„Es ist unmoralisch und unlogisch, dass der Asbest-Verbrauch weitergeht, obwohl die Gefahren für die menschliche Gesundheit so gut bekannt sind“, kommentiert Sugio Furuya, Generalsekretär des japanische Zentrums für Arbeitsmedizin und einer der Mitglieder einer Anti-Asbest-Kampagne in Asien. „Den Preis für den Profit der Asbest-Industrie zahlen die einfachen Bürger, die dadurch schwere und tödliche Krankheiten bekommen. Unsere Kampagne wird daher weitergehen, bis der tödliche Staub ganz verbannt ist.“

Quelle: Respirology, 2015, doi: 10.1111/resp.12517

© natur.de – Nadja Podbregar
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