Verbreitung über die Nahrungskette
Forscher der Universitäten Penn State und South Florida in den USA haben in Labor- und Feldexperimenten untersucht, welche Folgen der Insektizid-Einsatz haben kann, wenn man der Nahrungskette ein Stückchen weiter folgt. So stellten sie Spuren der Neonicotinoide in Nacktschnecken fest, die im und am Boden leben. Die Stoffe, die eigentlich gegen Insekten eingesetzt werden, schaden den Schnecken nicht, wohl aber deren natürlichen Feinden wie der Laufkäferart Chlaenius tricolor. In Experimenten stellten die Forscher fest, dass Käfer, die vergiftete Schnecken gefressen hatten, dadurch Schaden nahmen. Ein Teil der Käfer starb, andere zeigten über mehrere Tage hinweg Lähmungserscheinungen.
Der Ertrag schrumpft
Letztendlich haben dadurch die Schnecken weniger natürliche Feinde, vermehren sich stärker und verringern so den Ertrag der Ernte. Auf dem mit Neonicotinoiden behandelten Feld im Experiment fiel die Ernte um 5 Prozent geringer aus als in einem unbehandelten Kontrollfeld. Die Dichte der Sojapflanzen sank sogar um 19 Prozent. „Der Einsatz von Neonicotinoiden wird oft als billige Versicherung gegen Schädlinge gesehen“, sagt die beteiligte Forscherin Margaret Douglas von der Penn State University. „Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass sie die Schädlingsprobleme teilweise verschlimmern können und deshalb mit Vorsicht eingesetzt werden sollten.“
In der EU ist der Einsatz von Neonicotinoiden im Jahr 2013 weitgehend verboten worden, weil nachgewiesen werden konnte, dass die Stoffe für Bienen gefährlich sind. Erst nach der Blütezeit dürfen sie bei vereinzelten Pflanzen, darunter Weizen, eingesetzt werden.
Neben Schnecken als Überträger von Neonicotinoiden sind auch Raupen und in der Folge ein Einfluss auf Vögel und andere Kleintiere denkbar. Sichere Erkenntnisse gibt es dazu allerdings noch nicht.
Quelle: Neonicotinoid insecticide travels through a soil food chain, disrupting biological control of non-target pests and decreasing soya bean yield (2014). Margaret R. Douglas, Jason R. Rohr and John F. Tooker. Journal of Applied Ecology. doi: 10.1111/1365-2664.12372
Fotos: Margaret Douglas (Titelbild), Nick Sloff (Pflanze)