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Typisch Vegetarier – besonders tolerant?

Zusammenhang zwischen Ernährungsform und Einstellung

Typisch Vegetarier – besonders tolerant?
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Gemüsefreunde! (Foto: shotsstudio/fotolia.com)
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Ernährungsweise und der Einstellungen gegenüber Mitmenschen? Eine statistische Studie kommt zu dem Ergebnis: Wer sich für Fleischverzicht entscheidet, hat im Durchschnitt vergeleichsweise wenig Vorurteile und eine eher freiheitliche Gesinnung.

Fleischverzicht liegt im Trend: Zunehmend mehr Menschen ernähren sich nur von pflanzlichen Produkten sowie von Milch und Eiern. Auch der völlige Verzicht auf tierische Produkte – die vegane Ernährung – gewinnt besonders in der jüngeren Bevölkerung an Beliebtheit. Susanne Singer von der Universitätsmedizin Mainz und Petra Veser von der Universität Wuppertal wollten diese Entwicklung nun einmal unter gesellschaftlichen Aspekten untersuchen – sie gingen der Frage nach: Was sind das für Menschen?

Sind Veggies anders?

Im Fokus standen dabei die Aspekte: Gibt es einen Unterschied, wie „Gemüseliebhaber“ und Fleischesser auf bestimmte soziale Gruppen und Minderheiten blicken? Und zweitens: Wie ausgeprägt ist ihr autoritäres und hierarchieorientiertes Denken – welche Haltung haben sie zu autoritären Systemen und zu sozialer Dominanzorientierung? Die Wissenschaftler haben dazu Daten von rund 1400 Personen im Alter von 12 bis 86 Jahren hinsichtlich deren Ernährungsgewohnheiten und sozialen Einstellungen erhoben.

Jeweils ein Drittel der Befragten besaß Fleisch im Speiseplan (35 Prozent), 31 Prozent waren Vegetarier beziehungsweise vegan (34 Prozent). Die hohe Zahl von Vegetariern und Veganern entspricht dabei nicht der realen Verteilung in der Bevölkerung. Um auch von diesen Gruppen statistisch verlässliche Aussagen zu erhalten, haben die Forscher deren Anteil in der Studie gezielt erhöht.

Besonders bei Männer ist der Zusammenhang groß

Die statistischen Auswertungen ergaben: Menschen, die neben pflanzlichen Produkten sowie Milch und Eiern auch Fleisch verzehren, neigen im Vergleich zu Vegetariern und Veganern eher zu Vorurteilen gegenüber ihren Mitmenschen. Bei Männern war dieser Unterschied deutlicher ausgeprägt als bei Frauen. „Per Definition bedeutet eine Neigung zu Vorurteilen, dass diese Personen dazu tendieren, von anderen ohne ausreichende Begründung schlecht zu denken. Zumindest haben sich diese Studienteilnehmer in dieser Weise selbst beschrieben“, erklärt Veser.

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Wie ausgeprägt der Zusammenhang ist, hängt neben dem Geschlecht auch vom Alter ab. „Wir haben in unserer Studie gesehen, dass ältere Personen generell mehr dazu neigen, Vorurteile gegenüber anderen Personen zu haben. In allen Altersgruppen gab es aber einen Unterschied zwischen Vegetariern, Veganern und Fleischessern, das heißt die Ernährungsweise hing, unabhängig vom Alter, mit der Einstellung gegenüber anderen Personen zusammen“, erklärt Singer.

Fleischesser sind eher traditionell eingestellt

Zudem befürworten Fleischliebhaber auch eher autoritäre Strukturen als Vegetarier und Veganer, zeigten die Statistiken. „Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, halten offenbar nicht so stark an Althergebrachtem fest, außerdem bevorzugen sie häufiger gleichwertige Beziehungen gegenüber hierarchischen“, so Veser. Auch dieser Unterschied war bei den Männern ausgeprägter als bei den Frauen und altersabhängig, berichten die Forscherinnen.

Ursache und Wirkung nicht verwechseln!

Fazit: Die Entscheidung für eine vegetarische Ernährungsweise ist typisch für Menschen mit bestimmten gesellschaftlich relevanten Einstellungen. In diesem Zusaammenhang kommentiert das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V: Solche statistischen Studien sollte man immer mit Vorsicht genießen! In diesem Fall ist darauf zu achten, nicht Ursache und Wirkung zu verwechseln. Unkonventionelle und antiautoritäre Charaktere neigen offenbar auch bei der Ernährung zu eher unkonventionellen Methoden. Charakterliche Verbesserungen als Folge einer vegetarischen Lebensweise sind hingegen nicht zu erwarten.

 

Quelle: Universitätsmedizin Mainz, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V

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