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Überraschendes „Grundnahrungsmittel“: Eisalgen

Eisschwund bedroht arktisches Nahrungsnetz

Überraschendes „Grundnahrungsmittel“: Eisalgen
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Wie viele andere Wesen des Nordpolarmeeres bezieht auch die Flügelschnecke Clione limacina ihre Energie aus den Eisalgen. (Foto: Hauke Flores)
Algen, die das arktische Meereis besiedeln, spielen eine überraschend wichtige Rolle im Nahrungsnetz des Polarmeeres: Sogar die Energieversorgung von Lebewesen der Tiefe geht erheblich auf die Eisalgen zurück. Der Schwund ihres frostigen Lebensraums könnte demnach weitreichende Folgen haben.

Sie leben im und direkt unter dem Eis und sorgen dort durch Fotosynthese für den Aufbau von Biomasse. Grundsätzlich ist diese Rolle der Eisalgen bereits lange bekannt. Eine ganze Truppe von Organismen hat sich direkt auf diese Nahrungsquelle spezialisiert: Kleine Wesen wie Krebschen und Flügelschnecken fressen die Algen und dienen wiederum anderen arktischen Meerestieren als Nahrung. Forscher des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) sind nun allerdings systematisch der Frage nachgegangen, inwieweit die Eisalgen zur Energieversorgung im Nordpolarmeer beitragen.

Sie führten dazu Analysen von bestimmten Fettsäuren in den Lebewesen des arktischen Meeres durch. Diese Substanzen werden in der Nahrungskette unverändert von einem Wesen zum anderen weitergegeben. Die für Eisalgen typischen Fettsäuren konnten auf diese Weise verraten, ob ein Tier über die Nahrung oder die Nahrungskette Kohlenstoff aus den Eisalgen bezogen hat.

Grundversorgung bedroht

Es zeigte sich: Eisnah vorkommende Tiere beziehen zwischen 60 und 90 Prozent ihres Kohlenstoffs aus den Eisalgen. Doch überraschenderweise lagen auch die Werte der in größeren Wassertiefen lebenden Tiere zwischen 20 und 50 Prozent. „Persönlich überrascht war ich vor allem vom Anteil im räuberischen Flohkrebs Themisto libellula, der im Freiwasser lebt und nicht an der Eisunterseite jagt. Wie wir jetzt wissen, stammen bis zu 45 Prozent seines Kohlenstoffgehalts aus Eisalgen, die wohl auf dem Speiseplan seiner Beutetiere standen“, sagt Hauke Flores vom AWI. Zur Beute des räuberischen Flohkrebses gehören pelagische Ruderfußkrebse, die den Ergebnissen zufolge wiederum einen Eisalgen-Kohlenstoffanteil von bis zu 50 Prozent aufweisen. Bisher ging man davon aus, dass sie sich hauptsächlich von Algen aus der Wassersäule ernähren, sagen die Forscher.

„In vielen Studien wurde bereits spekuliert, dass Eisalgen eine wichtige Energiequelle für die polaren Ökosysteme sind. Wir konnten jetzt zeigen, dass nicht nur Eis-assoziierte Tiere den Großteil ihres Kohlenstoffbedarfs überwiegend aus Eisalgen beziehen, sondern überraschenderweise auch Arten, die vorwiegend im freien Wasser, also meist in größerer Tiefe, leben“, resümiert Doreen Kohlbach vom AWI. Die Studienergebnisse können dadurch nun Modellrechnungen ergänzen, um die Entwicklungen bei den arktischen Ökosystemen besser abschätzen zu können.

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Vor dem Hintergrund der Folgen des Klimawandels scheinen die Aussichten in diesem Zusammanhang düster: Das sommerliche Meereis in der Arktis schwindet rasant und mit ihm der Lebensraum für die Eisalgen. „Wir wissen jetzt, dass Eisalgen eine viel wichtigere Rolle für das pelagische Nahrungsnetz spielen als angenommen. Diese Erkenntnis bedeutet aber auch, dass der Rückgang des Eises arktische Meeresbewohner wie Fische, Robben und am Ende auch den Eisbären viel tiefgreifender treffen könnte als bisher vermutet“, sagt Kohlbach.

Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)

© natur.de – Martin Vieweg
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