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Unsichtbare Locksignale

Blüten locken Bienen mit Wärmemustern

Unsichtbare Locksignale
Blüte im Wärmebild
Blüte des Sonnenröschens im Wärmebild (Foto: University of Bristol)
Viele Blumen locken Bienen und andere Bestäuber nicht nur durch bunte Farben oder verführerische Düfte – sie werben auch durch unsichtbare Wärmemuster ihrer Blüten um Aufmerksamkeit, wie Forscher entdeckt haben. Immerhin einige Grad sind diese „Hotspots“ wärmer als der Rest der Pflanze.

Blütenpflanzen haben im Laufe der Evolution verschiedenste Tricks entwickelt, um ihre Bestäuberinsekten anzulocken: Sie produzieren anziehende Düfte oder koffeinhaltigen Nektar, heischen mit auffallenden Mustern im UV-Licht um Aufmerksamkeit oder erzeugen sogar elektrische Felder, die Bienen und Hummeln zu ihren Blüten leiten.

Wiedererkennung ist Trumpf

„Bienen und andere Bestäuber passen ihr Sammelverhalten so an, dass sie ertragreiche Blüten in ihrer Umgebung häufiger besuchen und ‚irrtümliche Besuche‘ bei weniger ertragreichen Blüten vermeiden“, erklären Michael Harrap von der University of Bristol und seine Kollegen. Die Insekten merken sich, bei welcher Blumenart sich der Besuch lohnt und bei welcher nicht. „Eine Blüte, die leicht lernbare und von anderen deutlich verschiedene Merkmale besitzt, kann sich daher eine gute Bestäubung sichern.“

Dass Blüten als Lockmittel dabei nicht nur optische oder elektrische Signale nutzen, haben Harrap und seine Kollegen jetzt herausgefunden. Für ihre Studie hatten sie 118 Blütenpflanzen auf ungewöhnliche Weise untersucht: Sie tasteten die Blüten mit einer Wärmebildkamera ab. Und siehe da: Die Thermo-Aufnahmen enthüllten, dass viele optisch unauffällige Blüten in puncto Wärmesignatur alles andere als einförmig waren.

Wärmemuster auf der Blüte

Stattdessen zeigten die Blüten auffällige Temperaturmuster: Bei einigen ist das Blütenzentrum deutlich wärmer als die Blätter, beispielsweise beim Gänseblümchen oder der Geranie. Andere Arten tragen „heiße Punkte“ auf den Blütenblättern oder markieren einen vorstehenden „Landeplatz“ für die Insekten mit einem besonders warmen Blütenblattbereich, darunter der Mohn oder die Hakenlilie.

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Der Anteil der Blumen, die solche für uns unsichtbare Wärmemuster nutzen, ist erstaunlich hoch: Immerhin bei 55 Prozent der 118 untersuchten Pflanzenarten fanden die Forscher solche Wärmesignaturen. Im Durchschnitt waren diese „Hotspots“ auf den Blüten um vier bis fünf Grad wärmer als der Rest der Blume, bei einigen Pflanzen machten die Unterschiede sogar elf Grad aus.

Wärmesignale im Hummeltest

Die spannende Frage war nun: Sind diese Wärmemuster bloßer Zufall oder erkennen die Bestäuberinsekten diese Signaturen? Um das herauszufinden, machten die Forscher ein Experiment: Sie bastelten künstliche Blüten, die optisch gleich aussahen, aber unterschiedliche Wärmemuster trugen. Eine Sorte dieser Kunstblüten lieferte Zuckerwasser, die andere bloß Wasser und damit keine Bienennahrung. Dann beobachteten die Biologen, ob Hummeln lernen würden, die zuckerhaltigen Blüten wiederzuerkennen – selbst wenn deren Position sich veränderte.

Und tatsächlich: Die Hummeln begannen schnell, die zuckerfreien Kunstblüten zu meiden und gezielt diejenigen anzufliegen, die die futterverheißende Wärmesignatur trugen. „Das spricht dafür, dass die Wärmemuster der Blüten als Lockreiz für die Hummeln wirken“, sagen Harrrap und seine Kollegen. „Die Nutzung solcher floraler Wärmesignale ist wahrscheinlich nicht auf Hummeln beschränkt, denn auch von anderen Bestäuberinsekten weiß man, dass sie Temperaturunterschiede erkennen können.“

Wie genau die Blumen ihre Wärmemuster erzeugen, ist bisher noch nicht geklärt. Möglicherweise spielen die Struktur der Blütenoberfläche und die Absorption des Sonnenlichts dafür eine Rolle, mutmaßen die Forscher. Unklar ist auch, ob und wie der Klimawandel diese Wärmesignaturen beeinflussen wird.

Quelle: University of Bristol, Fachartikel: eLife, doi: 10.7554/eLife.31262

© natur.de – Nadja Podbregar
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