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Unter den Teppich gekehrt

Studie enthüllt unökologische Entsorgung alter Teppichböden

Unter den Teppich gekehrt
Teppichboden
Alter Teppichboden – was passiert damit? (Foto: nd700/ Fotolia)
Was passiert eigentlich mit unseren alten Teppichböden, nachdem wir sie entsorgt haben? Immerhin enthalten sie Kunststoff, der recycelt werden könnte. Doch wie eine Studie der Deutschen Umwelthilfe zeigt, wird ein Großteil einfach verbrannt. Nur rund drei Prozent werden recycelt.

Auch wenn Laminat und Holzböden im Trend liegen, Teppichböden sind für viele Menschen noch immer der Bodenbelag der Wahl. Allein im Jahr 2016 wurden in Europa mehr als 700 Millionen Quadratmeter Teppichboden produziert und velegt. Nach durchschnittlich sieben bis 20 Jahren hat jedoch ein Teppichboden das Ende seiner Lebensdauer erreicht – er wird entsorgt. Pro Jahr fallen in Europa dadurch rund 1,6 Millionen Quadratmeter Teppiche zur Entsorgung an, davon rund 400.000 Tonnen in Deutschland.

Fast alle werden verbrannt

Aber wo landet eigentlich der Teppich, wenn wir ihn in den Müll oder Sperrmüll geben? Das hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) jetzt in einer Studie genauer untersucht. Bekannt war bereits, dass Teppichbeläge nicht auf Mülldeponien gelagert werden dürfen. Wo aber landen sie dann? Rein theoretisch könnten die Kunststoffe, meist Nylon, Polypropylen und PET, rückgewonnen und wiederverwertet werden.

Die Studie ergab: Fast die gesamte Menge der entsorgten Teppichböden landet in der Müllverbrennung. In den Annahmestellen und Sperrmüllhöfen werde die Teppiche meist gar nicht erst gesondert gelagert oder auf ihre Recyclingeignung geprüft, wie die DUH berichtet. Stattdessen enden sie zusammen mit anderem Müll direkt in der Müllverbrennungen.

Dadurch jedoch werden nicht nur massenhaft recyclingfähige Kunststoffe vernichtet, die Verbrennung des Plastiks belastet auch das Klima und erzeugt umweltschädliche Abfallprodukte. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Teppichböden, die hochwertige, für das Recycling geeignete Kunststoffe enthalten, in Deutschland nahezu vollständig verbrannt werden“, kommentiert DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Wir sprechen bei rund 400.000 Tonnen Teppichböden im Jahr nicht von kleinen Mengen.“

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Probleme beim Recycling

Nur rund 1,5 bis drei Prozent der Teppiche wird dagegen bisher recycelt, wie die Studie ergab. Selbst Teppichhersteller, die damit werben, nachhaltig zu sein, wie Desso und Interface, schaffen bisher nicht mehr als diese Quote. Das Problem: Ob ein Teppichboden am Ende seiner Lebensdauer sinnvoll wiederverwendet oder recycelt werden kann, hängt davon ab, wie er beschaffen ist.

Sowohl die verwendeten Materialien spielen dafür eine Rolle, als auch die Frage, wie gut sich beispielsweise die Fasern vom Teppichrücken trennen lassen. Denn Kunststoffe lassen sich umso besser wiederverwenden, je sortenreiner sie sind. Weil Rückseite und Fasern des Teppichs meist aus unterschiedlichen Kunststoffen bestehen, wäre es daher günstig, wenn diese leicht voneinander zu trennen wären – was bisher oft nicht der Fall ist, wie die DUH berichtet. Als Folge können selbst die wenigen Teppichböden, die recycelt werden, oft nur zu minderwertigen Produkten, wie beispielsweise Waschmaschinenteilen, Eimern oder Blumentöpfen downgecycelt werden.

Und noch ein Problem kommt dazu: Viele Teppiche enthalten Chemikalien, die den Flor antistatisch machen und die Entflammbarkeit des Teppichs senken sollen. Doch viele Flammschutzmittel enthalten potenziell umwelt- und gesundheitsschädliche organische Kohlenwasserstoffe wie bromierte Diphenylether, oder flüchtige organische Verbindungen. Sie erschweren das Recycling und können bei der Verbrennung zu toxischen Nebenprodukten führen.

„Es muss mehr getan werden!“

Nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe besteht daher noch einiges an Nachholbedarf, wenn es um nachhaltiges und recyclingfreundliches Design von Teppichböden geht. Sie fordert Teppichbodenhersteller daher dazu auf, ihre Produkte recyclingfähiger zu gestalten, flächendeckende Sammelsysteme anzubieten und Recyclinganlagen in Deutschland aufzubauen.

„Die technischen und strukturellen Voraussetzungen für eine separate Sammlung von Teppichböden sind ebenso vorhanden wie die Technologien zur Wiederverwendung und zum Recycling. Die Teppichindustrie muss jetzt damit beginnen, die gesetzlich festgelegte Abfallhierarchie umzusetzen“, sagt Resch. Verbindliche Vorgaben zur Wiederverwendung und zum Recycling könnten darüber hinaus auch im Rahmen einer möglichen Sperrmüllverordnung festgelegt werden.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe, Studie zu Teppichböden

© natur.de – Nadja Podbregar
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