Plastik zerfällt im Meer zu Mikroplastik
Die Wissenschaftler gehen allerdings nicht davon aus, dass weniger Abfälle in die Meere geleitet wurden. „Die Meeresströmungen führen Plastikteile mit sich, die durch die Sonneneinstrahlung in immer kleinere Fragmente zersetzt werden“, erklärt der Leiter der Studie, Andrés Cózar von der Universität Cadiz. „Das sogenannte Mikroplastik kann Hunderte von Jahren überdauern.“ Besondere Sorge bereitet dem Forscher auch die weite Verbreitung von Plastikpartikeln: „Wir haben sie während unserer Malaspina Expedition 2010 auf 88 Prozent der Meeresoberfläche gefunden.“
Mikroplastik, das die Forscher auf ihrer Expedition Malaspina 2010 gesammelt haben.
Ein halbes Jahr durchkreuzte das Forscherteam den Indischen, Atlantischen und Pazifischen Ozean und nahm mehr als 3000 Proben aus bis zu 6000 Metern Tiefe. Dabei gingen den Wissenschaftlern überdurchschnittlich viele zwei Millimeter große Plastikfragmente ins Netz. Kleinere Partikel – ein Millimeter oder weniger – fanden sich dagegen kaum. Zu erwarten sei aber das Gegenteil. Denn bei fortschreitender Zersetzung sollten sich große Kunststoffstücke in immer mehr und kleinere Fragmente zerteilen.
Verbleib des Mikroplastiks gibt Rätsel auf
Über deren Verbleib können Cózar und seine Kollegen momentan nur Vermutungen anstellen. Möglich wäre, dass sie ans Ufer gespült wurden oder auf Nanogröße zerfallen sind. Ebenso denkbar: „Die große Menge an schwebenden Plastikfragmenten ermöglicht vielen kleinen Organismen, auf ihnen mitzusegeln. Auf diese Weise können sie Orte besiedeln, die sie alleine nie erreichen könnten“, so der Studienleiter. Die Fragmente gewinnen durch die Mitfahrer an Gewicht und sinken in größere Tiefen ab.
Schon länger bekannt ist, dass Meerestiere und Seevögel über das Futter Mikroplastik aufnehmen. Viele Tiere verenden schließlich, weil sie die Partikel nicht verdauen können oder mit dem Mikroplastik Fremdkörper aufnehmen, die zu Erkrankungen führen. Die meisten Auswirkungen der Plastikverschmutzung, so die Forscher seien aber bislang noch unbekannt.
Geistermüll plagt nicht nur die Weltmeere. Erst Anfang 2014 entdeckten Biologen in London ansehnliche Mengen Plastik in der Themse. Das Tückische dort: Der Abfall wandert am Grund des Flusses unbemerkt Richtung Nordsee.
Quelle: Andrés Cózar et al., Plastic Debris in the Open Ocean, PNAS 2014, doi: 10.1073/pnas.1314705111
Fotos: vladimirfloyd/Fotolia; CSIC