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Verborgene Spätfolgen der Exxon Valdez

Ölbelastung schädigt Lachs und Hering mehr als gedacht

Verborgene Spätfolgen der Exxon Valdez
Ölpest Exxon Valdez
Säuberungsarbeiten nach der Havarie der Exxon Valdez (Foto: ARLIS)
Die von der Exxon Valdez verursachte Ölpest hatte mehr und schwerwiegendere Folgen für die Fischbestände als bisher angenommen – und dies könnte auch bei anderen Ölkatastrophen der Fall sein. Denn wie sich jetzt zeigt, reicht bei Fischlarven schon eine kurzzeitige Belastung mit sehr geringen Ölmengen aus, um die Tiere dauerhaft zu schädigen.

Als der Tanker Exxon Valdez am 24. März 1989 im Prinz William Sund vor Alaska auf Grund lief, begann eine der schlimmsten Ölkatastrophen der Neuzeit. Aus dem zerborstenen Rumpf des Tankers traten rund 40 Millionen Liter Rohöl aus, der Ölteppich bedeckte 28.000 Quadratkilometer der Meeresoberfläche und verseuchte die Küste auf einer Länge von 2100 Kilometern. Damals starben Hunderttausende von Seevögeln, unzählige Fische, aber auch hunderte Wale, Seeotter und Seerobben.

Folgen bis heute

Reste dieses Öls sind bis heute im Wasser, am Meeresboden und vor allem in der Gezeitenzone der Küsten nachweisbar, weil es sich im kalten Klima nur sehr langsam zersetzt. Außerdem haben sich giftige Abbauprodukte des Rohöls gebildet, darunter polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Bereits 2007 warnte die Nationale Ozean- und Atmosphärenverwaltung (NOAA) der USA, dass es noch Jahrzehnte zu einer anhaltenden, niedrigen Kontamination mit Öl- und Abbauprodukten kommen wird. Tatsächlich haben sich viele Fischbestände in der betroffenen Region, darunter auch die von Lachs und Hering, bis heute nicht erholt.

Eine bisher unbekannte Spätfolge der Ölpest haben nun John Incardona und seine Kollegen von der NOAA in Seattle aufgedeckt. Sie hatten in einem Test Lachs- und Heringsembryonen für kurze Zeit niedrigen Belastungen durch Rohöl und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ausgesetzt – geringeren als akut bei der Ölpest 1989 auftraten. Anschließend setzten die Forscher die Jungfische in sauberes Wasser um und ließen sie dort sieben bis acht Monate heranwachsen.

Herzfehler bei Lachs und Hering

„Rein äußerlich sahen diese Fische völlig normal aus“, berichtet Incardona. Doch als er und seine Kollegen die Fische näher untersuchten, stellten sie Erschreckendes fest: „Ihre Herzen funktionierten nicht richtig“, so der Fischexperte. Schon die kurzzeitige Ölbelastung hatte die strukturelle Entwicklung des Herzens bei den Tieren gestört. Dadurch pumpte das Herz weniger Blut durch den Körper.

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Als Folge wuchsen die Lachse und Heringe langsamer als ihre unbelasteten Artgenossen und konnten nicht so schnell schwimmen, wie Versuche ergaben. Je höher die Ölbelastung als Embryo gewesen war, desto stärker waren diese Folgen. Für Jungfische im arktischen Meer ist dies jedoch fatal, wie die Forscher erklären. Denn je schneller ein junger Lachs heranwächst, desto schneller überwindet er die Lebensphase, in der er am stärksten durch Fressfeinde gefährdet ist. Und wenn ein Junglachs oder ein Hering wegen eines schwachen Herzens nicht schnell genug entwischen kann, wird er erst recht zur leichten Beute.

Ölfolgen

Auswirkungen der kurzzeitigen Ölbelastung auf das Schwimmtempo von Lachsen und Heringen (© NOAA/ NWFC)

„Auswirkungen wurden unterschätzt“

„Diese Ergebnisse verändern das Bild in Bezug auf die Risiken und potenziellen Folgen von Ölunglücken deutlich“, konstatiert Nat Scholz von der NOAA. Denn es belegt, dass die Auswirkungen der Exxon Valdez- Ölpest auf die Fischbestände der Region erheblich unterschätzt worden sind. Gerade bei den Fischarten, die in küstennahen Gebieten laichen, sind nicht nur größere Gebiete betroffen als gedacht – auch die Toxizität der Ölreste war und ist offenbar höher als angenommen.

Die jetzt entdeckten ölbedingten Entwicklungsstörungen der Fische könnten nach Ansicht der Experten erklären, warum vier Jahre nach der Ölpest die Lachs- und Heringsbestände im Prinz-William Sund zusammenbrachen und warum sie sich bis heute nur sehr langsam erholen. Wichtig sind die Ergebnisse aber auch, um die Folgen künftiger Ölkatastrophen besser einschätzen zu können. „Denn jetzt haben wir eine viel bessere Idee, auf was wir achten müssen“, so Incardona.

Quelle: NOAA Fisheries West Coast Region

© natur.de – Nadja Podbregar
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