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Vergiften uns Maler mit Cadmium?

Verbotsantrag für Van Goghs Cadmium Gelb

Vergiften uns Maler mit Cadmium?
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Das Nachtcafé, Vincent van Gogh (August 1888) (Foto: gemeinfrei)
Seit 1829 verleiht das Schwermetall Cadmium den Künstler-Farben Gelb und Rot Leuchtkraft. So gelangt es allerdings auch ins Abwasser und schließlich in die Nahrungskette. Für die Schwedische Chemikalienagentur KEMI liefert das allen Grund, die Farben zu verbieten.

Cadmium ist das Geheimnis der Farbintensität vieler Kunstwerke von Vincent Van Gogh sowie von William Turner, Auguste Renoir und von vielen weiteren berühmten Malern. Nach wie vor schätzen Künstler die Farben Cadmium Gelb und Cadmium Rot wegen ihrer brillanten Klarheit und Leuchtkraft. Doch damit müsse nun Schluss sein, meint die Schwedische Chemikalienagentur KEMI. Begründung: Künstler waschen ihre Pinsel unter dem Wasserhahn aus und so gelangt das Schwermetall in die Umwelt.

Damit landen die bedenklichen Pigmente in den Kläranlagen und somit auch im Klärschlamm, erklärt KEMI. Das mache die Lage besonders kritisch, denn europaweit werden rund 40 Prozent des Klärschlamms in der Landwirtschaft verwendet. Das Cadmium aus den Künstlerfarben endet somit in der Nahrungskette, meint KEMI. Deshalb stellte die Schwedische Chemikalienagentur einen Verbotsantrag bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki.

Belastung vernachlässigbar

Doch hier teilt man die Befürchtungen offenbar nicht – Begründung: Die Belastung sei vergleichsweise gering, erklärt Franz-Georg Simon vom Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. „In Europa landen knapp 120 Tonnen Cadmium pro Jahr auf landwirtschaftliche Flächen. Das meiste, gut 80 Tonnen, stammt aus den verwendeten Mineraldüngern, 7,4 Tonnen gehen auf das Konto des Klärschlamms. Nach den Berechnungen der schwedischen Antragssteller stammen 110 Kilogramm von den 7,4 Tonnen aus den Künstlerfarben“, sagt Simon.

Das sei nicht gerade viel, betont er: „Die Aufnahme von Cadmium würde sich durch das Verbot um 0,001 Millionstel Gramm (µg) pro Tag verringern, das sind gerade einmal 0,006 Prozent der gesamten Aufnahme von Cadmium. Das ist so gering, dass die Beratungs-Komitees, sich gegen ein Verbot von Cadmium Gelb als Künstlerfarbe ausgesprochen haben. Zudem sei unklar, ob der Nutzen für die menschliche Gesundheit durch weniger Cadmium in der Nahrung die Kosten des Verbots übersteigt. Und: Es gibt keine „echten“ Alternativen zu Cadmium Gelb als Künstlerfarbe, so Simon.

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Künstler jammern und rechtfertigen sich

Bislang gingen 667 Kommentare zu dem Verbotsantrag bei der ECHA ein, so viele wie noch nie zuvor bei vergleichbaren Verbotsanträgen. Nur 17 Kommentare unterstützen den Verbotsantrag, alle anderen waren ablehnend. Viele Künstler beklagten, dass es keine geeigneten Alternativen zu den Cadmium-Farbtönen gebe. Außerdem widersprachen viele der Annahme des Antragstellers, sie würden ihre Pinsel unter dem Wasserhahn spülen. Sie gaben stattdessen an, ihr Werkzeug mit Papier- und Stofftüchern zu reinigen und anfallende Farbreste angemessen zu entsorgen.

Im März 2015 wird die ECHA nun final entscheiden. Die Empfehlungen gehen dann zur Europäischen Kommission, die das letzte Wort hat. In der Regel orientiert sich die EU Kommission allerdings bei ihren Entscheidungen an der Meinung der ECHA. Das bedeutet: Die Künstler dürfen ihre geliebten Farben wohl behalten.

Quelle: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

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