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Vermüllt bis ans „Ende der Welt“

Wachsendes Müll-Problem in der arktischen Tiefsee

Vermüllt bis ans „Ende der Welt“
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Ein Stück Plastik dümpelt in der Tiefe der Framstraße. (Foto: OFOS/James Taylor)
Der Abfall der Menschheit wandert zunehmend auch bis in die letzten Winkel der Erde: Innerhalb von zehn Jahren ist die Verschmutzung in der arktischen Tiefsee drastisch gestiegen, berichten Forscher. Ein wichtiger Müll-Transporter ist möglicherweise das Meereis.

Weiter kann man sich von der Zivilisation kaum entfernen: Die Framstraße liegt zwischen Grönland und Spitzbergen – damit gehört dieses Meeresgebiet zu den entlegensten Regionen unseres Planeten. Dennoch treiben hier in einer Tiefe von 2500 Metern die hässlichen Zeugnisse der Menschheit – Plastikreste. Besonders beunruhigend: „Unsere Messreihe belegt, dass der Müll in der arktischen Tiefsee in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat“, berichtet Mine Tekman vom Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Das sensible Ökosystem des eisigen Meeres ist durch den Müll besonders gefährdet, sagen die Forscher.

Anstieg um das 20-fache

Ihre Ergebnisse basieren auf jahrelangen Beobachtungen in der Tiefe der Framstraße: An zwei Messpunkten schweben dort Kameras in einer Wassertiefe von 2500 Metern etwa 1,5 Meter über dem Meeresboden und machen alle 30 Sekunden ein Foto. Diese Aufnahmen dienen den Tiefseebiologen hauptsächlich dazu, Veränderungen in der Artenvielfalt von größeren Tiefseebewohnern wie Seegurken, Seelilien, Schwämmen, Fischen und Garnelen zu dokumentieren. Seit Beginn der Messung haben Tekman und ihre Kollegen aber auch viele Müllteile entdeckt.

Da sie mit den Kameras nur ein relativ kleines Gebiet beobachten können, haben die Wissenschaftler die Mülldichte auf eine größere Fläche hochgerechnet. So kommen sie in dem Untersuchungszeitraum von 2002 bis 2014 auf einen Durchschnittswert von 3485 Müllteilen pro Quadratkilometer. Gerade in den letzten Jahren zeigte die Mülldichte allerdings einen deutlichen Aufwärtstrend. Besonders dramatisch ist die Situation an der nördlicheren Messstation: „Hier ist die Verschmutzung in den Jahren von 2004 bis 2014 um mehr als das 20-fache gestiegen“, berichtet Tekman.

Transportiert das Meereis Müll?

Die genaue Herkunft des Plastikmülls ist unklar – allein anhand der Fotos können die Forscher den Ursprung nicht bestimmen. Meist hat das Plastik ihnen zufolge schon eine weite Reise hinter sich, bevor es den tiefen Meeresgrund erreicht. Klar ist der Einfluss des Golfstroms auf die Verbreitung von Plastikmüll in der Arktis, der diese Teile aus den südlichen Atlantikregionen in die Framstraße transportiert.

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Die Forscher haben allerdings auch einen weiteren Effekt im Verdacht: Ihre Beobachtungen zeigen einen Zusammenhang zwischen der Mülldichte und der Meereis-Ausdehnung im Sommer. „Das Meereis könnte demnach ein Transportmittel für Müll sein und diesen während der Schmelzperiode im untersuchten Gebiet freigeben“, sagt Tiefseebiologin Melanie Bergmann. „Bislang haben wir das Gegenteil erwartet, da wir das Eis eher als eine Barriere gegen die Verschmutzung betrachteten.“

Im Laufe der Zeit beobachteten die Forscher immer mehr kleine Plastikteile, was die Fragmentierung in sogenanntes Mikroplastik nahelegt. Diese winzigen Krümelchen sind besonders kritisch, da sie leicht von Tieren aufgenommen werden und dann Probleme verursachen können. „Die arktische Tiefsee droht ein Endlager für Plastikmüll zu werden. Die Ablagerung in der schwer zugänglichen Tiefsee könnte zum Teil auch erklären, warum wir über den Verbleib von 99 Prozent des Plastikmülls derzeit nichts wissen“, resümiert Bergmann.

Quelle: http://www.awi.de/

© natur.de – Martin Vieweg
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