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Vier Jahre nach dem GAU

Fukushima

Vier Jahre nach dem GAU
Fukushima
Inspektion der Lagertanks für kontaminiertes Wasser in Fukushima Daiichi (Foto: Tepco)
Am 11. März 2011 geschah die Atomkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Doch die Folgen der Katastrophe sind noch lange nicht ausgestanden. Noch immer setzt die Kraftwerks-Ruine Radioaktivität frei – sowohl in Grundwasser und Böden als auch in die Luft. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Seit ein Erdbeben und der darauf folgende Tsunami das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi vernichtend trafen, läuft der Kampf gegen den GAU. Denn durch den Ausfall der Kühlung kam es in drei Reaktorblöcken zu Explosionen, einer Kernschmelze und der Freisetzung großer Mengen radioaktiver Nuklide. Seither kämpft der Kraftwerksbetreiber Tepco darum, die Lage im Griff zu behalten – mit gemischtem Erfolg.

Noch immer gefährlich

Rund 6000 Arbeiter arbeiten auf dem Gelände der Atomruine täglich daran, kontaminierte Trümmer und Bauteile abzubauen und die Pumpen und Anlagen zur Kühlung der Reaktoren zu betreiben. Denn in den Reaktorkernen der drei am stärksten betroffenen Blöcken verhindert nur die ständige Kühlung das Fortschreiten der Kernschmelze. Trotz Schutzanzug kann man sich an vielen Stellen der Anlage nur kurz aufhalten, die radioaktive Belastung ist zu hoch.

Was in Fukushima Daiichi getan wird und noch getan werden muss, das haben nun unter anderem Forscher der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) in einem aktualisierten Bericht zusammengetragen. Er bestätigt: Noch immer setzt die Ruine des Kraftwerks Radioaktivität frei – sowohl in Grundwasser und Böden als auch in die Luft.

Verseuchtes Wasser und leckende Tanks

Eines der größten Probleme ist verseuchtes Wasser. Weil die Reaktorkerne ständig gekühlt werden müssen, das Kühlwasser aber durch undichte Stellen kontaminiert wird, fallen nach Angaben der Betreiberfirma Tepco täglich rund 700 Kubikmeter radioaktiv verseuchtes Wasser an. Das entspricht fast einem halben Schwimmbecken voll. Doch die Anlagen, die die Radionuklide aus dieser Brühe entfernen sollen, kommen bei dieser Menge nicht hinterher.

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Deshalb müssen zurzeit auf dem Gelände fast 600.000 Kubikmeter kontaminiertes Wasser in Tanks gelagert werden, wie die GRS mitteilt. Das Problem: Viele dieser Tanks sind inzwischen undicht. Durch die Lecks in den Reaktorgebäuden gelangt weiterhin verseuchtes Wasser in die Umwelt – sowohl als schleichende Versickerung als auch in großen Schüben. Dabei wird Radioaktivität von einigen tausend bis zu mehreren hundert Millionen Becquerel in die Umwelt freigesetzt, wie die GRS berichtet. Das Grundwasser ist ihren Angaben nach mit 600.000 bis 3 Millionen Becquerel belastet.

Eisring und Brennstäbe

Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, will Tepco in den nächsten Monaten weitere Anlagen zur Wasserreinigung in Betrieb nehmen, mit diesen soll dann auch radioaktives Strontium aus dem Wasser entfernt werden. Zudem soll ein Ring aus gefrorenem Boden Grundwasser und Boden unter der Anlage von der Umwelt abtrennen. Nach einem Fehlstart im Sommer 2014 hat Tepco zusätzliche Kühlrohre in die Erde verlegt und will nun im April 2015 mit dem Einfrieren beginnen.

Fortschritte gibt es immerhin bei der Bergung der Brennelement aus Block 4. Dieser Reaktorteil war zum Zeitpunkt des Tsunami im März 2011 abgeschaltet, die Brennelemente befanden sich in einem Abklingbecken im Reaktorgebäude. Tepco hat inzwischen alle 1533 Brennelemente aus dem beschädigten Becken entfernt und sie laut GRS in ein Standort-Zwischenlager gebracht. Die Brennstäbe aus dem Abklingbecken von Reaktorblock 3 sollen im April geborgen werden,  allerdings ist die Strahlung hier wegen des beschädigten Reaktorkerns erheblich höher.

Geisterstädte und strahlender Müll

Für die evakuierten Bewohner der Sperrzone rund um die Atomruine hat sich auch in den vier Jahren kaum etwas geändert. Viele leben noch immer in den behelfsmäßigen Unterkünften, die ihnen bei der Evakuierung zugeteilt wurden. Trotz intensiver Anstrengungen der Behörden, zumindest einige Orte zu dekontaminieren, sind nur wenige zurückgekehrt. Eines der Probleme bei der Dekontamination: Die Belastung ist extrem ungleich verteilt, es gibt viele kleinräumige radioaktive Hotspots.

Und auch die Frage, wohin mit dem kontaminierten Müll, ist bislang ungeklärt. Am Strand von Fukushima lagern derzeit hunderttausende von schwarzen Plastiksäcken, randvoll gefüllt mit verseuchten Blättern, Erde und anderen Überresten der Dekontamination. Noch gibt es keine dauerhafte Deponie für diesen schwach radioaktiven Abfall – sie ist erst in Planung. Die Behörden wollen in der Nähe der evakuierten Städte Okuma und Futaba dafür eine Fläche von 16 Quadratkilometern nutzen.

Den Bericht der GRS zur Lage in Fukushima finden Sie hier. (PDF)

© natur.de – Nadja Podbregar
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