Wälder liefern nicht nur Holz oder sind beliebte Erholungsräume für Menschen. Sie erfüllen auch wichtige ökologische Leistungen. Vor einigen Monaten bereits gab es für den deutschen Wald zumindest teilweise gute Nachrichten. Denn der Waldzustandsbericht ergab, dass die Wälder heute zumindest naturnaher sind als früher. Bis zu einem wirklich gesunden, ökologisch tragfähigen Wald fehlt aber noch einiges, wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace berichtete.
Jetzt haben Wissenschaftler des Thünen-Instituts auch ihren Bericht zum Zustand des deutschen Waldbodens abgeschlossen – erst den zweiten überhaupt. Sie haben untersucht, wie sich die Belastungen der Wälder in den letzten 20 Jahren verändert haben und in welchem Zustand die Waldböden heute sind. Basis für ihre Erhebung waren Bodenproben an 1.900 Untersuchungspunkten in ganz Deutschland.
Weniger sauer als zuvor
Das Ergebnis: Seit der ersten Inventur in den 1990er Jahren hat sich der Zustand der Waldböden insgesamt verbessert. Während damals vor allem der saure Regen und die dadurch verursachte Versauerung der Waldböden ein Problem war, ist dies heute kaum noch der Fall, wie die Forscher berichten. Die pH-Werte steigen langsam an und die Basenversorgung ist besser geworden. Dies ist für das Wachstum der Bäume positiv.
Der Grund für diese positive Entwicklung sind die strengeren Gesetze und Maßnahmen zur Luftreinhaltung, die aufgrund des sauren Regens beschlossen wurden. Durch sie hat sich die Luftverschmutzung zumindest im Bereich der Wälder verringert. Auch der Eintrag von Schwermetallen aus der Luft hat dadurch in den letzten 20 Jahren abgenommen. Allerdings liegen die Konzentrationen von Blei und Arsen in einigen Waldböden noch immer über dem Vorsorgewert, wie die Wissenschaftler feststellten.
Laubwald tut dem Boden gut
Positiv auch: Der Umbau von Nadelwald-Reinbeständen zu Laub- und Mischbeständen in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich insgesamt positiv auf den Waldboden ausgewirkt, so der Bericht. Die Streu von Laubbäumen setzt beim Zersetzen weniger Säuren frei als abgefallenen Nadeln, das wirkt einer Versauerung der Böden zusätzlich entgegen.
Außerdem können Böden in Laubwäldern mehr organische Substanz und Kohlenstoff im Mineralboden binden. Dies ist besonders mit Blick auf den Klimawandel von Bedeutung: Mehr gebundener Kohlenstoff im Boden ist ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz, so die Forscher.
Zu viel Stickstoff
Keine Entwarnung gibt es aber bei einem anderen Problemstoff: Stickstoff. „Die Waldernährung und die Bodenvegetation deuten auf eine Überversorgung mit Stickstoff hin“, sagt Projektleiterin Nicole Wellbrock vom Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde. „Die Speicherkapazität der Böden für Stickstoff scheint erreicht zu sein.“ Durch Überdüngung der umliegenden Felder und durch das Auswaschen von Stickoxiden aus der Luft gelangt der Stoff in den Waldboden.
Für den Wald hat das negative Folgen, denn ein Übermaß an Stickstoff führt zu Ungleichgewichten in der Nährstoffversorgung und verändert die Artenzusammensetzung in Wäldern, häufig zu Lasten seltener Arten. Bleiben die Einträge weiterhin hoch, so besteht zudem die Gefahr von unerwünschten Austrägen, zum Beispiel in Form von Nitrat, ins Sicker- und Grundwasser. Die hohen Stickstoffeinträge beeinträchtigen nicht nur in Deutschland die Wälder, sondern auch in weiten Teilen Mitteleuropas.
Stickoxid-Ausstoß muss gemindert werden
Nach Ansicht der Forscher kann gegen diese Stickstoffschwemme nur eines helfen: Strengere Auflagen bei den Emissionen von Stickoxiden – und damit vor allem beim Straßenverkehr. Denn wie spätestens seit dem Dieselskandal bekannt, setzen viele Fahrzeuge weitaus mehr Stickoxide frei als sie dürften – und als es die Hersteller angeben. Um gesunde Wälder zu erhalten, sei eine Minderung der Stickstoffemissionen als eigentlicher Ursache der Bodenversauerung die wohl wichtigste Maßnahme, betonen die Wissenschaftler.
Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei