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Warnende Weltkarte

Insektizid-Belastung in Gewässern

Warnende Weltkarte
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Insektizide bleiben nicht nur auf dem Feld (Foto: André Künzelmann/UFZ)
Die chemische Keule soll’s richten: Wo Insekten an Kulturpflanzen nagen, werden massiv Insektizide eingesetzt – und landen dann oft in Gewässern. Nun haben Forscher erstmals die Belastung auf globaler Eben eingeschätzt und dazu eine Karte entwickelt, als Wegweiser für bitter nötiges Umweltmanagement.

„Unsere Analyse hat Hotspot-Regionen ermittelt, in denen Insektizide ein großes Risiko für die Artenvielfalt in den Gewässern darstellen. Unseres Wissens ist dies der erste Versuch, die Insektizidbelastung der Gewässer auf globaler Skala abzuschätzen“, fasst Matthias Liess vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung die Bedeutung der neuen Studie zusammen. Mit der Weltkarte wollen die Forscher Bevölkerung und Behörden in den gefährdeten Regionen für dieses Problem sensibilisieren und lokale Untersuchungen anregen. Ein besonderes Risiko besteht den Ergebnissen zufolge für Gewässer im Mittelmeerraum, den USA, Mittelamerika und Südostasien.

Schätzungen zufolge werden weltweit jedes Jahr etwa vier Millionen Tonnen Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft ausgebracht. Klar ist: Was Schädlinge umbringt, hat leider meist auch Folgen für andere Organismen. „Von früheren Untersuchungen wissen wir zum Beispiel, dass diese Pflanzenschutzmittel die Artenvielfalt von wirbellosen Tieren in Fließgewässern um bis zu 42 Prozent reduzieren können“, erklärt Liess. Dadurch können ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewichtig geraten. Außerdem zeichnet sich ihm zufolge ein bedenklicher Zuwachs beim Insektizideinsatz ab. Die Effekte des Klimawandels werden vermutlich zu einem hören Bedarf an Pflanzenschutz führen. Auch in vielen Entwicklungsländern könne der Einsatz häufiger werden, weil Landwirte zunehmend von einer traditionellen extensiven auf eine intensive Landwirtschaft umsteigen, sagt Liess.

Eine Karte offenbart die Hotspot-Regionen der Welt

Um die globalen Dimension der Gewässerbelastung einschätzen zu können, hat das internationale Forschungsteam systematisch Informationen zusammengetragen und ausgewertet. Es flossen beispielsweise Daten der Welternährungsorganisation FAO zur Landwirtschaft und der amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA zur Landnutzung ein. Die Forscher berücksichtigten zudem die Jahresdurchschnittstemperatur und die monatlichen Maximalniederschläge von rund 77.000 Messstationen weltweit. Anhand der Daten schätzten die Forscher das sogenannte Runoff Potenzial (RP) ein, also welche Menge an Insektiziden über Regenwasser von den Agrarböden in die Bäche und Flüsse abfließt. Um die Schätzungen zu überprüfen, führten die Forscher auch Kontrollmessungen zur Insektizidbelastung in Gewässern in vier verschiedenen Regionen durch.

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Grafik: Environmental Pollution/ Elsevier

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Auf diese Weise entstand die Risiko-Weltkarte mit einem Raster von nur rund zehn Kilometern. In Mitteleuropa stufen die Wissenschaftler das Risiko für Gewässer größtenteils als mittel bis hoch ein. Dort wie auf der Nordhemisphäre insgesamt zeigt sich offenbar ein deutlicher Nord-Süd-Gradient. „Das Risiko des Eintrags von Insektenvernichtungsmittel in Gewässer nimmt in Europa, Nordamerika und Asien nach Süden hin deutlich zu, weil dort mit höheren Durchschnittstemperaturen auch mehr Insektizide eingesetzt werden“, berichtet Co-Autorin Mira Kattwinkel vom Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag.

Effizienteres Umweltmanagement is t angesagt

Da zu befürchten ist, dass der Pestizideinsatz weiter zunehmen wird, könnte sich die Karte in weiteren Teilen der Erde noch deutlich verfärben, sagen die Forscher. Sie mahnen, dass es nun dringend an der Zeit sei, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen. Ein effizienteres Umweltmanagement sollte künftig Behörden und Landwirte über die Kosten, Auswirkungen und Alternativen beim Pflanzenschutz informieren.

Quelle: Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

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