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Wasserfarn als Ölreiniger

Haarige Blätter von Schwimmfarnen und Wassersalat absorbieren Öl sehr effektiv

Wasserfarn als Ölreiniger
Schwimmfarn
Der Schwimmfarn Salvinia molesta ist ein effektiver Ölabsorber – dank seiner Blatthaare. (Foto: bepinet/Fotolia)
Wenn Schwimmfarn und Wassersalat auf Seen und Teichen wuchern, gilt das eher als lästig. Doch wie sich nun zeigt, können diese Schwimmpflanzen wertvolle Hilfe bei der Beseitigung von Ölverschmutzungen leisten. Ihre haarigen Blätter absorbieren Öl genauso gut wie künstliche Mittel.

Die Verschmutzung von Meeren, aber auch Binnengewässern mit Öl und Treibstoffen ist ein weltweites Problem – und eines, gegen das es bisher keine optimale Lösung gibt. Denn die bei einer Ölpest eingesetzten physikalischen Barrieren und chemischen Binde- und Lösungsmittel helfen entweder nur bedingt oder sind selbst giftig und umweltschädlich. Deshalb suchen Forscher immer mehr nach natürlichen Wegen, um Öl und Ölprodukte aus dem Wasser zu entfernen.

Haarige Angelegenheit

Eine Lösung könnte die Natur längst gefunden haben – in Form von Wasserpflanzen wie dem Schwimmfarn (Salvinia molesta) und dem Wassersalat (Pistia stratiotes). Beide Pflanzen stammen ursprünglich aus den Tropen und Subtropen, haben sich aber inzwischen erfolgreich auch in Seen, Teichen und Tümpeln der gemäßigten Breiten etabliert. Sie wuchern teilweise so sehr, dass sie bereits als lästige Invasoren gelten.

Beide Pflanzen haben gemeinsam, dass ihre Schwimmblätter über und über mit feinen, wachsüberzogenen Härchen bedeckt sind. Diese haarige Schicht macht die Blätter zum einen wasserabweisend, zum anderen sorgt es dafür, dass sich zwischen Blatt und Wasser ein Luftpolster bildet, das die Blätter trägt und sie selbst nach dem Untertauchen wieder nach oben schwimmen lässt.

Besser als künstliche Mittel

Doch die haarigen Blätter dieser Wasserpflanzen können noch mehr, wie Claudia Zeiger vom Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) und ihre Kollegen herausfanden. Sie haben untersucht, wie gut Schwimmfarn- und Wassersalatblätter Erdöl und verschiedene Ölprodukte absorbieren können. Dabei zeigte sich: „Salvinia absorbiert das Öl innerhalb von Sekunden“, berichten die Forscher. Der Schwimmfarn bindet pro Quadratmeter Blattfläche rund 630 Milliliter Erdöl und sogar knapp einen Liter Hydrauliköl. Beim Wassersalat war die Ölbindung fast genauso hoch.

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Und nicht nur das: Selbst die getrockneten Blätter des Wassersalats absorbieren Öl noch besser als kommerzielle synthetische Absorber. „Sie haben daher ein großes Potenzial, um als natürliche Ölabsorber eingesetzt zu werden“, so Zeiger und ihre Kollegen. Wie ihre Analysen ergaben, macht die hierarchische, komplexe Struktur der feinen Blatthaare den Schwimmfarn und den Wassersalat so effektiv als Ölfänger.

Doppelter Nutzen

Würde man diese Wasserpflanzen als natürliches Mittel gegen Ölverunreinigungen einsetzen und dafür die wildwachsenden Exemplare ernten, könnte man sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Man wird diese als „Wasserunkraut“ vielerorts unerwünscht wuchernden Pflanzen los und gewinnt gleichzeitig ein natürliches, umweltfreundliches Mittel gegen Ölverschmutzungen.

„Unsere Studie bestätigt wieder einmal, dass die Natur in mehr als 420 Millionen Jahren der Evolution Lebewesen mit komplexen und fortgeschrittenen Mechanismen für die Interaktion mit verschiedenen Flüssigkeiten hervorgebracht hat“, so Zeiger und ihre Kollegen. Diese „Patente der Natur“ für umwelttechnische und technische Anwendungen zu imitieren, lohnt sich daher.

Quelle: IOP, Fachartikel: Bioinspiration & Biomimetics, doi: 10.1088/1748-3190/11/5/056003

© natur.de – Nadja Podbregar
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