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Wer am lautesten schreit, gewinnt die Wahl

Wahlduelle der anderen Art: Bei Rothirschen beginnt jetzt die Brunft

Wer am lautesten schreit, gewinnt die Wahl
Rothirsch
Röhrender Hirsch bei der Brunft (Foto: bietau/ Fotolia)
Kanzler-Kandidaten gehen in Talk-Shows, Rothirsche auf den Brunft-Platz. Zeitgleich zur Bundestagswahl nimmt jetzt auch die Hirschbrunft volle Fahrt auf. Um sich zu präsentieren, wird kräftig geröhrt und geknört. Denn wer dabei am lautesten schreit, hat am Ende die Macht.

Während bei uns noch der politische Wahlkampf tobt, beginnt in Wald und Flur eine Wahl der anderen Art: die Brunft der Rothirsche. Nachdem die männlichen Hirsche den gesamten Frühling und Sommer friedlich in Koalitionen – sprich Männergruppen – zusammengelebt haben, ist es jetzt mit der Ruhe vorbei. Aus Kumpels werden nun Rivalen.

Mit einem „Rede-Duell“ fängt es an

Im September und Oktober ziehen die Rothirsche auf die traditionellen Brunft-Plätze und versuchen die dort versammelten Hirschkühe zu beeindrucken. Denn unter den Hirschen herrscht Damenwahl: Die Hirschkühe entscheiden, wer die Wahl gewinnt. Die „Zuschauerränge“ am Rande des Brunftplatzes sind daher meist gut besetzt. Es geht dabei um viel: Der Kandidat, der das Duell gewinnt, darf alle Damen beglücken und damit seine Gene weitergeben. Bei der Brunft gibt es feste Regeln und Rituale – nicht anders als bei unserer Wahl auch.

Den Anfang macht ein „Rede“-Duell: Die größten und stärksten Hirsche paradieren vor den Damen umher und röhren, was ihre Kehle hergibt. Wer am lautesten brüllt, gewinnt die meisten Stimmen. Der biologische Sinn dahinter: Ein riesiger Brustkorb als Resonanzkörper steht für Kraft und Stärke, Gesundheit und Ausdauer. Wer hier laute Dominanz zeigen kann, ist daher klar im Vorteil. Kann der Favorit den Rivalen mit „Worten“ beeindrucken?

Imponiermarsch und Geweihduell

Endet das akustische Duell unentschieden, wird der Boden mit Geweih und Vorderläufen aufgewühlt. Jetzt folgt Phase zwei der Hirschbrunft. Wie bei jeder Wahl wird hierbei viel Staub aufgewirbelt. Zunächst präsentieren die größten und ältesten Rothirsche beim Imponier-Marsch ihre Geweihe. Dann wühlen sie den Boden auf und demonstrieren damit ihren Kampfeswillen. Diese Drohgebärden sollen den Gegner beeindrucken – was bei jüngeren Hirschen auch meist gelingt.

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Hin und wieder reicht diese Demonstration von Stärke nicht aus. Dann kommt es zum Kampf. Mit dem Geweih voran nehmen die Kontrahenten ihr Gegenüber ins Visier. Nur sehr selten bleibt dabei einer der Kombattanten blutig auf der Strecke – aber manchmal trifft einer der Hirsche seinen Gegner unglücklich: „Es kommt vor, dass ein Geweihende den Gegner so sehr verletzt, dass dieser verendet“, erklärt Andreas Kinser, Forst- und Jagdexperte der Deutschen Wildtier Stiftung.

Der größte Macho gewinnt

Bei den Hirschen gibt es nach der Wahl keine große Koalition. Die testosterongesteuerten Gegner enden als Gewinner oder Verlierer. Das Wahlvolk ist dabei klar auf der Seite des Stärkeren. Der Platzhirsch beherrscht während der Brunft sein Rudel und lässt sich die weiblichen Tiere so leicht nicht abwerben. Wer es mit einem Platzhirsch aufnimmt, muss daher gut aufgestellt sein.

„Das einzige Argument ist die körperliche Überlegenheit“, sagt Kinser. „Bei der Brunft treten Machos gegeneinander an.“ Und wenn beide Rivalen verlieren? Das ist die Stunde der „kleinen Parteien“: Jüngere Hirsche – die sogenannten Beihirsche – haben sonst zwar nicht viel zu melden, tragen in diesem Fall aber den Sieg davon. Wenn beim Kampf der Giganten was schief gelaufen ist, sorgen die Außenseiter für den Nachwuchs.

An manchen Orten in Deutschland lässt sich die Hirschbrunft besonders gut beobachten. Eine interaktive Karte zeigt, wo das nächstgelegene „Wahlduell“ stattfindet.

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung

© natur.de – Nadja Podbregar
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