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Wie grün ist das Sharing?

Forscher ermitteln Ökobilanz für das Teilen oder Gebrauchtkaufen

Wie grün ist das Sharing?
Sharing
Das Teilen, Tauschen oder das Kaufen gebrauchter Waren gilt als umweltfreundlich – aber wie grün ist es wirklich? (Grafik: Julia Batsheva/ Fotolia)
Teilen statt besitzen: Wenn wir beim Sharing Autos, Gebrauchsgegenstände oder Wohnungen miteinander teilen, kann das die Umwelt entlasten – muss aber nicht. Denn längst nicht immer ist die Ökobilanz des Sharings wirklich grün, wie eine Studie nun zeigt.

Ob Tauschbörse, der Kauf gebrauchter Konsumgüter oder Webplattformen zum Mitfahren oder Mitwohnen: Das sogenannte Peer-to-Peer-Sharing liegt im Trend. Schon mehr als 110 Online-Plattformen ermöglichen es Privatpersonen, über das Internet Dinge miteinander zu teilen – von Autos über Wohnungen und Gebrauchsgegenständen bis hin zu Kleidung. Das „Teilen statt besitzen“ ist nicht nur praktisch, sondern beruhigt auch das Öko-Gewissen.

Aber wie nachhaltig ist dieses sogenannte Peer-to-Peer Sharing wirklich? Das wollten Sabrina Ludmann vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) und ihre Kollegen herausfinden. Die Forscher haben jetzt erstmals eine Ökobilanz für das Sharing ermittelt. Dafür untersuchten sie, welche Umwelteffekte die Nutzung von Peer-to-Peer Sharingangeboten haben kann. Sie berechneten die Ökobilanzen in den Bereichen Bekleidung, Alltagsmobilität und Reiseunterkunft beim heutigen Stand und ermittelten daraus Prognosen für das Jahr 2030.

Sharing: Nicht automatisch ökologisch

Das Ergebnis: Noch ist die Sharing Economy allenfalls blassgrün. Das Sharing kann zwar einen positiven Umwelteffekt haben, dieser ist allerdings noch eher gering und manchmal sogar gar nicht vorhanden. „Zwar geben sich manche Anbieter einen grünen Anstrich, doch zeigen unsere Berechnungsergebnisse, dass Sharing keinesfalls automatisch ökologisch sinnvoll ist“ berichtet Ludmann. „Vielen Konsumenten ist nicht bewusst, dass Gebrauchtprodukte nicht automatisch die Umwelt entlasten.“

Das Tauschen, Kaufen oder Teilen von Kleidern, Möbeln, Elektrogeräten und anderen Konsumproduktion entlastet die Umwelt vor allem dann, wenn das gebrauchte Produkt einen Neukauf ersetzt. Wichtig ist dabei auch, dass mit Produkten gehandelt wird, die vom Gebrauchtkäufer noch für eine relevante Zeitspanne genutzt werden können: “ Eine hochwertige und langlebige Waschmaschine lässt sich eher wiederverkaufen als eine Billig-Maschine aus Fernost, ein Billig-Kleidungsstück ist für einen Wiederverkauf kaum geeignet“, erklären die Forscher.

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Ganz auf der Strecke bleiben können die Nachhaltigkeits-Potenziale dann, wenn das Teilen und Tauschen den Konsum insgesamt erhöht oder ihn hin zu nachteiligem Konsum wie etwa Flugreisen verschiebt. So gibt es beispielsweise beim Apartment-Sharing nur dann einen Umweltnutzen, wenn alltäglich genutzter Wohnraum vermietet und so intensiver genutzt wird – nicht aber, wenn dafür eigens Ferienwohnungen eingerichtet werden oder mehr geflogen wird.

…aber mit Potenzial

Dennoch hat Sharing nach Ansicht der Wissenschaftler für den Umweltschutz ein großes Potenzial – und das in allen untersuchten Bereichen. Die positiven Effekte kommen demnach dann zum Tragen, wenn Sharing dazu führt, dass sich die Konsumkultur wandelt – etwa, wenn insgesamt weniger Kleidung neu gekauft wird. Oder wenn durch die neuen Möglichkeiten mobil zu sein, eigene Autos abgeschafft oder weniger neue angeschafft werden. Ebenfalls entsteht ein Gewinn, wenn Nutzer von Mitwohn-Gelegenheiten häufiger die Bahn statt des Flugzeugs nutzen.

Voraussetzung dafür sind allerdings Rahmenbedingungen, die für Nutzer und Anbieter mehr Anreize schaffen, ihr Konsumverhalten insgesamt nachhaltiger auszurichten. So könnte man beispielsweise Sharing-Plattform-Anbieter dazu animieren, mehr Nachhaltigkeits-Anforderungen in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Wenn dies passiert, könnte die Sharing Economy nach Ansicht der Forscher durchaus dazu beitragen, die Konsumkultur insgesamt stärker in Richtung Nachhaltigkeit auszurichten.

„Dass Sharing in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, ist sehr wahrscheinlich“, prophezeit Zukunftsforscher Siegfried Behrendt vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT). Doch er weist auch darauf hin, dass alles ganz anders kommen könnte: „Vielleicht sorgen etwa die Blockchain-Technologie oder die Möglichkeit des autonomen Fahrens dafür, dass die großen Sharinganbieter, die heute en vogue sind, so schnell wieder verschwinden werden, wie sie einst aufgestiegen sind.“

Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

© natur.de – Nadja Podbregar
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