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Winterwärme vertreibt Braunbären

Klimaentwicklung ist mitschuld am Rückgang der Braunbären in Europa

Winterwärme vertreibt Braunbären
Braunbaer
Braunbär im Tatra Nationalpark in Polen (Foto: Adam Warjak)
Einst waren Braunbären auch bei uns in Mitteleuropa häufig. Doch seit der letzten Eiszeit ist ihre Verbreitung in Europa stark zurückgegangen. Jetzt zeigt sich: Nicht allein die Verdrängung durch den Menschen ist daran schuld, auch das Klima machte es Meister Petz zunehmend schwer.

Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren war der Braunbär (Ursus arctos) noch überall in Europa verbreitet. Während Mammut, Wollnashorn und andere Eiszeitreisen ausstarben, hat Meister Petz damals die großen Veränderungen von Umwelt und Klima überlebt. Während jedoch die Braunbären einst auf fast der gesamten Nordhalbkugel verbreitet waren, kommen sie heute fast nur noch im höheren Norden oder in Restbeständen vor.

In Europa gibt es in vielen Gegenden Skandinaviens, auf dem Balkan und in den Pyrenäen noch größere Braunbär-Populationen. In Mitteleuropa jedoch ist er weitgehend verschwunden. Nur in den Alpen wandert ab und zu ein Bär ein, weil in Österreich ein Wiederansiedlungsprojekt läuft. Aber warum ist der Verbreitungsraum der Bären so geschrumpft? Ein Grund ist der Mensch: Die Rodung von Wäldern für Ackerland und Weiden und die Zersiedlung der Landschaft nahm den Bären ihren Lebensraum und die Bejagung ließ ihre Zahl ebenfalls zurückgehen.

Mit den Römern ging es bergab

Doch wie sich jetzt zeigt, hat auch das Klima eine Mitschuld am Verschwinden der Braunbären aus vielen Teilen Europas: Meister Petz wurde es schlicht zu warm. Das ist das Ergebnis einer Studie, bei der Forscher das Vorkommen der Braunbären seit der letzten Eiszeit anhand von rund 4200 in Europa gefundene Bärenknochen rekonstruiert haben. Dies gliche sie mit Daten zu Klima und Landnutzung in dieser Zeitperiode ab.

Das Ergebnis: „Ein erstes großes Aussterben der Braunbären fand in Südwest-Europa vor 7000 bis 5000 Jahren statt“, berichtet Jörg Albrecht vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. „Richtig bergab ging es mit dem Braunbären aber seit dem Römischen Reich vor 2000 Jahren. Danach ist der Verbreitungsraum der Tiere rasant geschrumpft und zerstückelt worden.“

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Warme Winter schaden doppelt

Die Braunbären hatten seit der Antike aber noch mit einem anderen Problem zu kämpfen: Die Winter wurden wärmer: „In den letzten 12.000 Jahren ist die Wintertemperatur in weiten Teilen Europas um zwei bis vier Grad angestiegen“, berichtet Albrecht. Das aber schadete den Bären auf zweierlei Weise: Zum einen begünstigten die milderen Winter die Landwirtschaft – in vielen Regionen lohnte es sich für die Menschen nun noch mehr, Wälder abzuholzen und Äcker anzulegen.

Zum anderen aber brachten die steigenden Wintertemperaturen den Energiehaushalt der Bären durcheinander. Denn im Winter halten die Braunbären normalerweise ihren Winterschlaf. Ist es dabei draußen warm, senken die Bären ihre Körpertemperatur weniger stark ab und verbrauchen dadurch in dieser Ruheperiode mehr Energie. Für die Bärenweibchen bedeutet dies: Wenn sie nach ihrer kurzen Ruhephase im Spätwinter ihre Jungen gebären, fehlen ihnen diese Energiereserven. „Dadurch haben die vorhandenen Braunbären weniger Nachkommen bekommen und sind letztendlich immer weniger geworden“, erklärt Albrecht.

Nach Ansicht der Forscher demonstriert dieses Beispiel, dass das Aussterben oder der Rückgang von Arten oft nicht nur eine Ursache haben. „Wie man an den Braunbären sieht, kann man die einzelnen Faktoren nicht isoliert betrachten, sondern Mensch und Klima wirken zusammen“, resümiert Albrecht. „Wintertemperaturen haben einen genauso so großen Anteil am Verschwinden der Bären gehabt, wie der Mensch.“

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-017-10772-6

© natur.de – Nadja Podbregar
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