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Woher kommen die Wildschweine in der Stadt?

In Berlin gibt es sowohl isolierte "Großstädter" als auch Zugezogene

Woher kommen die Wildschweine in der Stadt?
Wildschwein
Längst sind Wildschweine auch Stadtbewohner. (Foto: Natureimmortal/Fotolia)
Von wegen scheue Waldtiere: Wildschweine leben längst auch in den Städten – Berlin gilt dabei als ihre Hauptstadt. Doch woher kommen die struppigen Vierbeiner? Wandern sie immer neu aus dem Umland ein oder gibt es schon echte Stadtschweine? In Berlin haben Forscher dies nun erstmals untersucht.

Ob Vögel, Füchse oder Wildschweine – durch die Ausbreitung der Städte und Siedlungen sind immer mehr Wildtiere zu zeitweiligen oder sogar dauerhaften Stadtbewohnern geworden. Offensichtlich verstehen es die flexiblen und anpassungsfähigen Tiere, sich neue, städtische Lebensräume zu erschließen. Während beispielsweise Wildschweine in ländlichen Gebieten scheu sind und Begegnungen mit Menschen meiden, finden sie in der Stadt Lebensräume in unmittelbarer Nähe zum Menschen und verlieren ihre Scheu.

Bisher allerdings war unklar, wie isoliert diese Stadttiere vom Umland sind. Denn einerseits könnten urbane Strukturen zu „Inselpopulationen“ führen, die durch wenige Gründertiere etabliert wurden und danach keinen Austausch mit ländlichen Populationen mehr haben. Alternativ, so eine andere Theorie, könnte es einen kontinuierlichen Austausch zwischen Stadt und Land geben.

Genproben von Berliner Wildschweinen

Welche Theorie zutrifft, haben nun Biologen erstmals für Berlins Wildschweine untersucht. Die Großstadt ist für ihre zahlreichen „schweinischen“ Bewohner bekannt. Sie leben vor allem in den vier großen städtischen Forstgebieten, dem Grunewald, dem Tegeler Forst, dem Köpenicker Forst und dem Pankower Forst, werden aber auch regelmäßig in innerstädtischen Parks oder Gärten gesichtet und bringen dort sogar Frischlinge auf die Welt.

Für ihre Studie sammelten Forscher um Milena Stillfried vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Gewebeproben von 387 Wildschweinen aus Berlin und Brandenburg. Anhand von Genanalysen stellten sie fest, woher die verschiedenen Wildschweine stammen und wie isoliert sie von den Populationen im Umland sind.

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„Stadtschweine“ und Zugezogene

Das überraschende Ergebnis: Die Population der Berliner „Stadtschweine“ ist eine Mischung aus Zugezogenen und Einheimischen – nicht unähnlich der menschlichen Bevölkerung. So bilden die Wildschweine im Kern von dreien der vier Stadtwälder isolierte Populationen, die nicht mehr in Kontakt mit den Wildschweinen des Umlands stehen. Nur die Wildschweine in Pankow und viele innerstädtische Tiere stehen noch in regem Austausch mit ihren Artgenossen in Brandenburg.

„Besonders verblüffend ist die Tatsache, dass Wildschweine aus dem innerstädtischen Bereich aus Brandenburg und nicht aus den Stadtwäldern stammen“, erklärt Stillfried. Aber warum sind einige Berliner Wildschweine vom Umland isoliert und andere nicht? Die Biologen vermuten, dass es die Struktur der Landschaft dafür eine Rolle spielt: Die Kerngebiete der isolierten urbanen Populationen sind zum großen Teil von Barrieren wie großen Straßen und Wasserläufen eingegrenzt. Diese könnten die Mobilität der Wildschweine erschweren – obgleich Wildschweine durchaus Straßen überqueren können und als gute Schwimmer gelten.

„Nie hätten wir erwartet, dass sich urbane Strukturen eins zu eins in der genetischen Struktur der Wildschweinpopulationen abbilden“, sagen die IZW-Forscherinnen Stephanie Kramer-Schadt und Sylvia Ortmann. Sie hoffen, dass ihre aktuellen Erkenntnisse zur Populationsstruktur der Wildschweine in Berlin und Brandenburg zum Verständnis der Urbanisierung von Wildtieren beitragen werden und die Behörden in ihren Bemühungen unterstützen, Konflikte möglichst zu minimieren.

Quelle: Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Fachartikel: Journal of Applied Ecology, doi: 10.1111/1365-2664.12756

© natur.de – Nadja Podbregar
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