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Zeigt her Eure Blätter!

Gesundheitscheck für Stadtbäume aus der Luft

Zeigt her Eure Blätter!
Stadtbaum
Stadtbäume sind für unser Wohlbefinden wichtig - aber sie können uach krank werden. (Foto: Boris Stroujko/ Fotolia)
Bäume haben es in der Großstadt nicht leicht: Trockenheit, Schadstoffe und schlechter Boden setzen ihnen zu. Jetzt haben belgische Forscher eine Methode gestestet, mit der man den Zustand von Stadtbäumen umfassender und schneller als bisher überwachen kann: aus der Luft.

Bäume sind besonders in der Stadt ein wichtiger „grüner Helfer“: Sie absorbieren beispielsweise Schadstoffe und Staub und verringern so die Luftverschmutzung. Im Sommer kühlen sie ihre Umgebung durch Verdunstung und Schatten. Und erst kürzlich fanden Forscher heraus, dass die Nähe zu Bäumen und städtischen Waldstücken sogar unserer Psyche und unserem Gehirn guttut, denn es reduziert Stress.

Stadtbäume im Stress

Doch die städtische Umgebung ist für die Bäume selbst kein Zuckerschlecken: Sie sind dort einer Vielzahl von Stressfaktoren ausgesetzt. So führt beispielsweise die Verschmutzung der Böden und der Luft bei Stadtbäumen dazu, dass sie große Mengen von Schwermetallen und anderen schädlichen Stoffen aufnehmen. Im Winter werden Bäume entlang von Straßen oft durch die Unmengen an Salz geschädigt, mit denen die Straßen eisfrei gehalten werden.

Hinzu kommen meist eher ungünstige Wachstumsbedingungen für die Straßenbäume: Die Böden sind in der Stadt oft sehr flach und durch Kanalsysteme, Leitungen und Betonstrukturen durchbrochen. Zudem werden Bäume oft an sehr beengten Stellen gepflanzt. Beides beschränkt den Raum, in dem ihre Wurzeln wachsen können und erhöht damit das Risiko für Trockenstress und Nährstoffmängel. Verschärft wird dies im Sommer noch dadurch, dass Städte sich im Vergleich zur ländlichen Umgebung stärker aufheizen.

Zustandsmessung aus der Luft

Dieser Stress kann für Stadtbäume Folgen haben: Sie werden krank oder drohen sogar abzusterben. Das schadet nicht nur ihnen selbst und ihren ökologischen Funktionen – von Krankheiten befallene, instabile Bäume können auch Passanten gefährlich werden. Deshalb ist es wichtig, den Zustand der Stadtbäume regelmäßig zu kontrollieren. Doch herkömmliche Untersuchungen von Bäumen sind arbeitsaufwändig und teuer.

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Eine günstigere und schnellere Methode haben nun Jeroen Degerickx von der Katholischen Universität Leuven und seine Kollegen auf der Konferenz „Ecology Across Borders“ in Gent vorgestellt. Bei dieser kombinieren die Forscher Messungen von zwei an einem Flugzeug montierten Sensoren, um damit die Blattdichte und die Farbe der Blätter von Bäumen zu erfassen – und das erlaubt Rückschlüsse auf ihren Gesundheitszustand.

Mit Laser und Hyperspektralkamera

Bei den luftgestützten Messungen wird als erstes LIDAR (Light Detection and Ranging) eingesetzt, um mittels Laser einzelne Bäume und ihre Kronengröße zu erfassen. Eine Hyperspektralkamera fängt parallel dazu das von den Blättern zurückgeworfenen Licht in verschiedenen Wellenlängen auf. Weil das Muster des reflektierten Lichts sich je nach Farbe, chemischer Zusammensetzung und auch Form und Größe ändert, verrät es einiges über den Zustand des betreffenden Baumes.

Kranke oder durch Wassermangel gestresste Bäume sind beispielsweise nicht mehr so grün wie gesunde Bäume. Außerdem haben sie oft weniger Blätter, wodurch dann mehr von der Bodenoberfläche unter der Baumkrone zu sehen ist. Beide Messungen zusammen ermöglichen es so, den Zustand von Stadtbäumen flächendeckend und aus der Luft zu erfassen und zu bewerten.

Große Vorteile

Wie gut ihre Messmethode funktioniert, haben die Forscher bereits am Beispiel der belgischen Hauptstadt Brüssel und einiger flämischer Städte getestet. Sie konzentrierten sich dabei zunächst auf die vier häufigsten Baumarten in städtischen Grünanlagen und entlang von öffentlichen Straßen: Ahorn (Acer spp.), Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), Platane (Platanus spp.) und Linde (Tilia spp.). Die Ergebnisse der Flugzeugdaten wurden dabei mit herkömmlichen Baumuntersuchungen überprüft.

Das positive Ergebnis: Die Einschätzung der Zustände stimmten bei beiden Messmethoden gut überein. Im Vergleich zu Untersuchungen vor Ort sind die Ergebnisse der Fernerkundung aber objektiver, umfassender, und decken innerhalb kurzer Zeit große, zusammenhängende Gebiete ab, und sie können auch über längere Zeiträume hinweg leicht wiederholt werden, wie die Forscher erklären.

„Diese luftgestützte Kartierung der Baumgesundheit ist ein großer Fortschritt gegenüber den herkömmlichen arbeitsaufwändigen Baumuntersuchungen vor Ort, und bietet daher den städtischen Beauftragten für Grünanlagen große Vorteile“, sagt Degerickx. Es gibt bereits Pläne, die neue Methode in naher Zukunft in öffentliche Umwelterfassungsprogramme zu integrieren. „Wir stehen bereits mit dem Brüsseler Gartenbauamt und der Dachorganisation für öffentliche Grünanlagen in Flandern (VVOG) in Verbindung“, berichtet der Forscher.

Quelle: Gesellschaft für Ökologie (GfÖ)

© natur.de – Nadja Podbregar
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