Und wieder ist er vorgerückt: Letztes Jahr fiel der Erdüberlastungstag noch auf den 13. August. In diesem Jahr sind schon jetzt alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die regenerierbar sind. Treibhausgase, Waldrodung, Überfischung… Bevölkerungswachstum und die Konsumgesellschaft führen dazu, dass wir unseren Planeten immer stärker übernutzen. Igendwann wird sich das wohl böse rächen: Die Leistungsfähigkeit vieler natürlicher System droht einzubrechen, was grausame Folgen für viele Menschen mit sich bringen würde. Klar feststellen musss man dabei, dass bestimmte Weltregionen weit überproportional für den Ressourcenverbrauch verantwortlich sind. Deutschland hat beispielsweise an der Misere einen vergleichsweise dicken Anteil: Würden alle Menschen der Welt so leben wie wir, bräuchten wir mehr als drei Erden.
Besonders bedrückend ist, dass ein großer Teil des Ressourcenverbrauchs vermeidbar wäre: Wegwerfverpackungen und Produkte mit besonders hohen Materialverbräuchen sind pure Verschwendung. Dabei stehen schon länger die großen Handelsketten und Discounter in der Kritik. Weitgehend vergessen wird allerdings die Bedeutung der großen Drogerieketten, die einen Großteil der Waren des täglichen Bedarfs verkaufen, betont die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die Organisation hat sich nun einmal konkret mit diesem Verursacher von Ressourcenverbrauch beschäftigt.
Schlechtes Zeugnis ausgestellt
Bei den deutschen Drogerieketten spielt Ressourcenschutz eine bedenklich untergeordnete Rolle, geht aus der nun veröffentlichten Studie hervor. “Durch das Angebot an Einwegplastikflaschen, Toilettenpapieren aus Neufasern oder nicht komprimierten Deodorants verschwenden Drogerien massenhaft wertvolle Rohstoffe und lassen die Abfallberge weiter anwachsen. Gleichzeitig werden keine Daten zum Ressourcenverbrauch des Produktsortiments veröffentlicht und Ziele, den Materialeinsatz zu verringern, nicht festgelegt”, kritisiert Jürgen Resch von der DUH.
Die deutschen Drogerieketten schneiden dabei offenbar auch im europäische Vergleich schlecht ab: Bei Müller, dm-drogerie markt, Rossmann und Budni hapert es hinsichtlich veröffentlichter Strategien, Ziele und Maßnahmen zum Ressourcenschutz, im Vergleich zu anderen europäischen Drogerieketten wie Kruidvat, Boots und Etos. Die DUH fordert die deutschen Drogerieketten daher gezielt auf, unnötige Verpackungen konsequent zu vermeiden und Produkte mit besonders hohen Materialverbräuchen durch sinnvollere Alternativen zu ersetzen.
Die Drogerieketten sind wichtig
Der DUH zufolge kommt den deutschen Drogerieketten eine Schlüsselstellung zu: Sie haben bei Körperpflegemitteln einen Marktanteil von 43 Prozent und bei Haushaltspflegemitteln von 25 Prozent, Tendenz steigend. “Drogerieketten haben aufgrund ihrer enormen Kaufkraft einen großen Einfluss auf Zulieferer und stellen immer häufiger Eigenmarken her. Sie sind in der Lage, Kunden in den Geschäften über umweltfreundliche Alternativen zu informieren und Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Hinweise zum Ressourceneinsatz für die Herstellung von Produkten werden jedoch nur in Ausnahmefällen gegeben”, betont Thomas Fischer von der DUH.
Dass effizientere Produkte und Verpackungen tatsächlich einen Effekt auf den Ressourcenverbrauch haben, zeigte ein im Februar 2016 veröffentlichter Bericht. Demnach kann ein Wechsel von ineffizient zu effizient produzierten Waren und Verpackungen den Ressourcenverbrauch in kurzer Zeit um 20 Prozent senken. “Allein durch den Einsatz von Konzentraten könnten jährlich zehntausende Tonnen Waschmittel und unnötiges Verpackungsmaterial eingespart werden. Die Verpackungen sind kleiner, aber das Produkt ergiebiger. Durch komprimierte Deodorants wird 20 Prozent weniger Aluminium und 50 Prozent weniger Treibmittel benötigt. Drogerien könnten schon jetzt die von ihnen angebotenen Produkte deutlich effizienter gestalten”, erklärt Fischer.
Nur wenn es gelingt, Produkte ressourcenschonender zu gestalten, unnötige Verpackungen zu vermeiden und Verbraucher kompetent zu informieren, kann der Ressourcenverbrauch nachhaltiger gestaltet werden und damit der Erdüberlastungstag wieder nach hinten verschoben werden, so das Fazit der DUH.
Quelle: Deutsche Umwelthilfe