In alle Richtungen ist Meer. Auch hier ist das Licht beeindruckend. Im Süden ist die Sonne zu sehen, die ihre Strahlen wie Speere durch die Wolken stößt. Von SO nach NW gibt es immer mehr Eis, die Zahl der Klonks am Schiffsrumpf nimmt zu. Martin fasst das Unfassbare zusammen: „Es ist nicht richtig Wasser, nicht Eis, nicht Himmel. Es ist etwas dazwischen.“
Unsere Expedition ist noch bemerkenswerter, wenn man sich vorstellt, dass es keine hundert Jahre her ist, als diese Gewässer kaum befahren wurden. Das Land um den Nordpol war einigen Abenteurern vorbehalten – und den Eisbären.
Unser Klimaforscher Dirk hat dem Bild vor unserem Bug eine theoretische Basis gegeben. Er berichtete vom Klimawandel, seinen Ursachen und Folgen. Schmerzliche Wahrheiten, die uns alle betreffen. Und die uns alle zum Handeln bringen sollten.
Die Quest fuhr immer weiter an der Grenzschicht zwischen offenem Meer und Packeis entlang. Nachmittags stießen wir mit den Zodiacs ins Eis. Aus der Nähe ist das gefrorene Wasser mehr als bloß ein physikalischer Zustand. Ein Mikrokosmos aus Formen; geschmolzen, getaut, aufgeworfen, umgekippt, abgetaucht und wieder an die Oberfläche geschwemmt. Es ist hart und porös, schmeckt salzig, natürlich; es ist Meereis.
Abends ziehen wir wieder unsere Spur durch die mit Eisschollen bedeckte See. Die Sonne steht tief, der Himmel zeigt ein Spektrum von Gelb über Orange nach Grau und Blau. Plus tausende von Zwischentönen.
Bilder: Peter Laufmann